BERLIN. Die Bundesregierung hat sich dafür entschieden, den deutschen Botschafter in Rußland, Alexander Graf Lambsdorff, für Beratungen nach Deutschland zurückzurufen, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag mitteilte. Hintergrund ist der Cyberangriff auf die SPD, den Berlin der russischen Regierung zuschreibt. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes betonte, die Bundesregierung nehme die Sache „sehr ernst“, zudem reihe sie sich ein „in weitere Ereignisse in den vergangenen Monaten“.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte bereits am Freitag bekanntgegeben, daß „russische Hacker Deutschland im Cyberraum angegriffen“ haben. Die Ermittlungen seien inzwischen abgeschlossen. „Wir können diesen Angriff vom letzten Jahr heute eindeutig der Gruppe APT28 zuordnen, die vom russischen Geheimdienst GRU gesteuert wird“, sagte die Grünen-Politikerin. Das sei „völlig inakzeptabel“ und werde „nicht ohne Konsequenzen bleiben“.
Faeser will sich von Rußland nicht einschüchtern lassen
Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte sich zu den Vorfällen geäußert. Bei den Attacken handele es sich um „eine Bedrohung für unsere Demokratie“. Die 53jährige betonte, Berlin werde sich „keinesfalls vom russischen Regime einschüchtern lassen“. Die Bundesregierung werde die Ukraine „weiter massiv unterstützen“.
Im Juni vergangenen Jahres hatte ein Sprecher der Sozialdemokraten bekanntgegeben, daß E-Mail-Konten des Bundesparteivorstands zum Ziel von Cyberangriffen geworden waren. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums habe der Angriff bereits Ende Dezember 2022 begonnen, seit mindestens März 2022 hätten die Hacker eine Schwachstelle im System des E-Mail-Anbieters „Outlook“ ausgenutzt. Ende Januar dieses Jahres gelang es unter Federführung des FBI, die kompromittierten Geräte aus dem Verkehr zu ziehen und weitere Spionage zu verhindern.
Lambsdorff ist seit Ende 2023 Chef-Abgesandter an der deutschen Botschaft in Moskau. Von 2017 bis 2023 war der FDP-Politiker Mitglied des Deutschen Bundestages. (st)