MÜNSTER. Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat sich in einer Abstimmung dafür ausgesprochen, die Hochschule umzubenennen. Wie die WWU-Pressestelle der JUNGEN FREIHEIT am Donnerstag bestätigte, hatte sich das Gremium in einer Probeabstimmung einstimmig für den Schritt ausgesprochen. Das finale Votum ergehe voraussichtlich am fünften April.
Der Senat hat sich am Mittwoch (25.01.) ohne Gegenstimme dafür ausgesprochen, dass die WWU Wilhelm II. aus ihrem Namen streicht und künftig wieder den Namen Universität Münster führt. Die engültige Entscheidung fällt voraussichtlich im April. #ZurSacheWWU https://t.co/gQCGv3x0NR
— Universität Münster (@WWU_Muenster) January 26, 2023
Wie der CDU-nahe Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in einem Rundschreiben darstellte, handele es sich hierbei aber nur noch um eine reine Formalität. „Unsere Universität wird mit absoluter Gewißheit umbenannt werden und die WWU sehr bald Geschichte sein“, beklagte der Studentenverband.
RCDS plädiert für „Edith-Stein-Universität“
Der Senatsbeschluß müsse nun „schmerzlich“ akzeptiert und die Namensfindung aktiv mitgestaltet werden. Als neue Namenspatronin brachte der Ring die katholische Philosophin Edith Stein ins Spiel. „Edith Stein war eine vielseitige Person. Wissenschaftlerin, Nonne, Frauenrechtlerin, jüdischer Abstammung, Opfer des Nationalsozialismus“, erläuterten die christdemokratischen Studenten ihren Vorschlag.
Als Münsteranerin, Antifaschistin und Universalgelehrte könne Stein identitätsstiftend für die Universität wirken. Als weiteren Beweggrund für ihre Idee machten die Studenten geltend: „Es gibt keine deutsche Universität, die nach einer Frau benannt ist.“
Historiker: Wilhelm II. war „militaristisch, nationalistisch und antisemitisch“
Laut den Westfälischen Nachrichten sei allerdings auch die deutsch-amerikanische Philosophin Hannah Arendt im Gespräch. Anlaß zu der Probeabstimmung war ein Gutachten, laut dem die Beziehung zwischen Kaiser Wilhelm II. – dem bisherigen Namensgeber – und der Hochschule lockerer gewesen sei, als bisher angenommen.
Der letzte deutsche Kaiser habe die Universität beispielsweise kein einziges Mal selbst besucht. Im Jahr 2021 hatte die Uni das Projekt „Zur Sache WWU“ ins Leben gerufen, um sich kritisch mit Wilhelm II. auseinanderzusetzen.
Bereits 2020 konstatierte der Münsteraner Historiker Olaf Blaschke, „daß Wilhelm II. überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch war“. Im Sommer vergangenen Jahres war eine ähnliche Umbenennungsinitiative an der Eberhard Karls Universität Tübingen gescheitert. (fw)