LANDSHUT. Der Chef des Energiekonzerns Preussen-Elektra, Guido Knott, hat die Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2 in der Nähe von Landshut in Bayern kritisiert. Die Entscheidung der Bundesregierung für den Atomausstieg am 15. April, also „mitten in der Energiekrise“, sei in seinen Augen „falsch“, sagte der Unternehmer am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung zufolge bei einer Pressekonferenz auf dem Werksgelände. Von daher „hadern wir kurz vor der der Abschaltung“ noch mit dem Schritt.
Jahrzehntelang hätten seine Mitarbeiter „Stigmatisierung“ erfahren, weil sie in einem AKW gearbeitet hätten. Daran seien sogar so manche Freundschaften zerbrochen. In der Öffentlichkeit sei jedes meldepflichtige Ereignis im Werk „in Unkenntnis der Fakten“ gleich zum drohenden GAU aufgeblasen worden. „Was soll da bei den Bürgern hängenbleiben?“, fragte der Konzernchef.
Isar 2 sei weltweit eines der effektivsten Kernkraftwerke überhaupt gewesen und habe in 35 Jahren Betrieb 404 Milliarden Kilowattstunden Strom für rechnerisch 3,5 Millionen Haushalte produziert – und damit zeitweise zwölf Prozent des bayerischen Bedarfs gedeckt.
Preussen-Elektra-Chef hofft auf den Ausstieg vom Ausstieg
Mit dieser Energiemenge hätte man die gesamte Stadt München etwa 57 Jahre lang mit Energie versorgen können. Dies alles sei allerdings „weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit“ vor sich gegangen. Sollte die Bundesregierung, „aus welchen Gründen auch immer“, über den Ausstieg aus dem Atomausstieg nachdenken, werde man bei Preussen-Elektra „prüfen, was geht“.
Anlageleiter Carsten Müller seinerseits bilanzierte die Jahre der Arbeit im Werk Isar 2 mit deutlich anerkennenden Tönen. „Wir sind unserem Auftrag, Bayern zuverlässig mit Strom zu versorgen, gerne und mit großer Leidenschaft nachgekommen.“ Diese Aufgabe müßten nun andere übernehmen. (fw)