STRALSUND. Die Teilnehmerzahl bei der Demonstration gegen die Energiepolitik der Bundesregierung hat am Mittwochabend alle Erwartungen übertroffen. Hauptgrund: Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hatte dazu aufgerufen, sich an den Protesten zu beteiligen. Die rot-rote Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns will den Kommunalpolitiker dafür nun zur Rechenschaft ziehen.
Der Alte Markt, der Platz vor dem Rathaus der Hansestadt, war gut gefüllt. Die Teilnehmer zeigten Plakate gegen den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck („Gasumlage – Die kriegst Du nicht, Alter“). Außerdem forderten die Demonstranten ein Ende der Sanktionen gegen Rußland und die Öffnung der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2.
4000 von 59.000 Stralsundern dabei
Die Polizei gab die Zahl der Teilnehmer nun mit rund 4000 an. Ursprünglich angemeldet waren nur 300 Personen. Auch bei den Montagsdemonstrationen hatte die Polizei zuletzt lediglich 400 Menschen in der 59.000-Einwohnerstadt an der Ostsee gezählt. Nun kamen zehn Mal soviel.
Der Stralsunder Oberbürgermeister Alexander Badrow hatte für die Teilnahme geworben, indem er den Aufruf der Initiative „Bürger für Stralsund“ auf seiner Facebook-Seite teilte. Der CDU-Politiker gehörte dann auch selbst zu den Demonstranten.
OB erscheint mit eigenem T-Shirt auf Demo
Das von Christian Pegel (SPD) geführte Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns prüft jetzt, ob das Stadtoberhaupt mit dem Facebook-Eintrag seine Neutralitätspflicht verletzt hat. Ein Sprecher der örtlichen CDU verwies jedoch darauf, daß Badrows Facebook-Auftritt privat geführt werde. Den Demonstrationsaufruf habe er als Stralsunder CDU-Vorsitzender beziehungsweise als Privatperson geteilt.
Bei der Demo trug der Oberbürgermeister ein T-Shirt, auf dessen Vorderseite „Alexander” und auf der Rückseite „Privatperson” zu lesen war. Die Initiatoren hatten in dem Demo-Aufruf nicht nur die Entlastung von Steuerzahlern, sondern auch den „sofortigen Rücktritt der Regierung in Berlin” gefordert. Bisher hat das Innenministerium noch kein Ergebnis seiner Prüfung veröffentlicht. Es bleibt unklar, ob und mit welchen Sanktionen der Oberbürgermeister zu rechnen hat. (fh)