Trotz des deutlichen Votums der CDU-Basis für Friedrich Merz als neuen Parteivorsitzenden können sich seine unterlegenen Gegner damit offenbar nicht abfinden. Zu groß scheint die Sorge beispielsweise beim Sozialflügel vor der Zukunft unter dem Sauerländer.
So warnte der Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, Dennis Radtke, im Handelsblatt vor einem drohenden Umbau der Partei zugunsten des Wirtschaftsflügels. Er bezweifelte, daß die Christdemokraten wieder das soziale Gewissen des Landes werden können, wenn die Parteispitze „fast ausschließlich aus Mitgliedern von Mittelstandsunion und Wirtschaftsrat besteht“.
Radtke, der im Rennen um den Parteivorsitz auf den letztlich deutlich unterlegenen Norbert Röttgen gesetzt hatte, befürchtet offenbar, daß Merz im Triumphgefühl reinen Tisch macht. So dürfe dieser nicht „alle innerparteilichen Brücken zur Ära Merkel, zu den Liberalen und Sozialen“, abreißen. Das werde die CDU weitere Verluste bei Wahlen bescheren, lautet Radtkes düstere Prognose.
Mann des Sozialflügels wird Generalsekretär
Die Gefahr für so eine Entwicklung vermutet der CDA-Vorsitzende im Umfeld des neuen Parteichefs. Daher riet er: „Merz wird sich ein Stück weit von den Ultras in seiner Fankurve emanzipieren müssen, wenn er die CDU wieder auf Erfolgskurs bringen will.“ Kurz vor der Entscheidung zugunsten von Friedrich Merz Mitte Dezember hatte Radtke der taz gesagt: „Herr Merz ist nicht so dogmatisch und so verbohrt, wie viele das zu glauben meinen. Manche Anhänger und Unterstützer von ihm sind da deutlich dogmatischer und deutlich radikaler.“
Dabei hat Merz bereits eine Personalentscheidung getroffen, die nicht unbedingt zu erwarten war. So soll der Ostberliner Mario Czaja auf dem Bundesparteitag Ende Januar als neuer CDU-Generalsekretär gewählt werden. Der ehemalige Sozialsenator ist nämlich ein Vertreter eben jenes Sozialflügels, dessen Führung vor der befürchteten Merzschen Parteierneuerung zittert. Die Merz-Fans hingegen hatten die Nominierung Czajas ohne Murren und öffentliche Kritik aufgenommen und vielmehr die Signalwirkung gelobt.