BERLIN. Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, hat gefordert, daß die Feldjägertruppe ihren aus dem frühen 18. Jahrhundert abgeleiteten Wahlspruch „suum cuique“ verlieren soll. Dieser Spruch stand auf Deutsch – „Jedem das Seine“ – am Tor des Konzentrationslagers Buchenwald, heißt es zur Erläuterung in einem Schreiben, welches der JUNGEN FREIHEIT exklusiv vorliegt. Das Motto der Feldjäger leitet sich vom preußischen Schwarzen Adlerorden ab, der 1701 gestiftet wurde.
„Auch wenn das Emblem der Feldjäger in Latein geschrieben ist und sich auf einen preußischen Orden bezieht, steht die Redewendung in Tradition der nationalsozialistischen Vernichtungspraxis“, heißt es dem Brief Kleins an Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Es sei „höchst problematisch, daß ein Teil der deutschen Streitkräfte ein Motto hat, das den Nationalsozialisten als Todesformel diente“, begründete er seine Forderung.
Wichtiger Begriff der Philosophie
Ausdrücklich lobte Klein den Traditionserlaß der Bundeswehr von 2018, in dem sich diese einer „kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verschrieben“ habe. Diesem Anspruch werde sie hier nicht gerecht. „Das historische Erbe des deutschen Militärs erfordert eine klare Abgrenzung zum Nationalsozialismus“, was auch bedeute, „die verwendete Sprache nicht zu reproduzieren“: „Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen finde ich die Aufschrift auf der Kleidung der Feldjäger unhaltbar.“
Der Ausspruch „Jedem das Seine“ ist ein wichtiger Begriff der antiken Philosophie. In seinem Hauptwerk „Der Staat“ leitet Platon mit diesem Grundsatz die soziale Gerechtigkeit ab. Er findet sich auch bei Aristoteles und vielen römischen Gelehrten an zentraler Stelle. Sinngemäß steht er auch im Neuen Testament bei Paulus (Galater VI, 5). In der Aufklärung erlebte der Spruch in Bezug auf individuelle Verdienste eine neue Bedeutung. In diesem Sinne wurde er auch in der preußischen Aufklärung verwendet. (JF)