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Private Ukraine-Hilfe: „Die Resonanz war einzigartig“

Private Ukraine-Hilfe: „Die Resonanz war einzigartig“

Private Ukraine-Hilfe: „Die Resonanz war einzigartig“

Irmhild Kaps, Monika Heger, Renate Glaser (v. l. n. r.) vom AfD-Kreisverband Schwalm-Eder beim Ukraine-Hilfstransport Foto: Sascha Heer
Irmhild Kaps, Monika Heger, Renate Glaser (v. l. n. r.) vom AfD-Kreisverband Schwalm-Eder beim Ukraine-Hilfstransport Foto: Sascha Heer
Irmhild Kaps, Monika Heger, Renate Glaser (v. l. n. r.) vom AfD-Kreisverband Schwalm-Eder beim Ukraine-Hilfstransport Foto: Sascha Heer
Private Ukraine-Hilfe
 

„Die Resonanz war einzigartig“

Praktische Hilfe für die Ukraine: Berührt von der Kriegsnot in Osteuropa, wollen viele Bürger nicht einfach passiv bleiben. Viele Deutsche und Österreicher üben spontan Solidarität. Sie bringen Hilfstransporte auf den Weg oder nehmen kurzfristig Kriegsflüchtlinge auf. Die JF dokumentiert Beispiele.
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Bomben, von russischen Kampfflugzeugen nachts auf Wohngebäude abgeworfen. Lichterloh brennende Hochhäuser, verbrannte Autos, Trümmer. Leere Fensterhöhlen. Gestochen scharf und in Farbe sehen wir Wohnblocks mit abgesprengten Fassaden, schauen in die verwüsteten Küchen, Schlafzimmer und Bäder, die durchbrochenen Zimmerdecken, die weggesprengten Etagen und aufgerissenen Dächer. Die Erinnerungen an den Bombenkrieg gegen Deutschland, an die verdrängten Schwarzweißbilder deutscher Ruinenstädte, an den Feuersturm von Hamburg und Dresden kommen bei manchem wieder hoch.

Wir sehen Tote, verstümmelte Leichen, Verletzte, Weinende, Verzweifelte, Hungernde, Menschen, die in Panik einen Koffer packen. Das ist momentan der Alltag in den umkämpften Gebieten in der Ukraine. Nein, der Krieg im Nachbarland unseres Nachbarlandes läßt niemanden unberührt. Viele Leser haben uns angeschrieben und gefragt, welcher Hilfsaktion sie Geld oder Sachleistungen spenden können. Die JF dokumentiert exemplarisch die vielfältige Hilfe, die Deutsche und Österreicher, teils unter Lebensgefahr, leisten. Was treibt sie an? Was erleben sie? Hier ihre Schilderungen, die auch Mut machen.

Medikamente und Kinderwagen

„Mich hatte eine Solidaritätsdemonstration linker Organisationen und der FDP mit der Ukraine geärgert“, sagt Sascha Herr. „Was hilft es den Ukrainern und inwiefern interessiert es Putin, wenn hier in Deutschland demonstriert wird? Das befriedigt nur das eigene Wohlbefinden dieser Leute.“

Herr faßte den Entschluß, selbst vor Ort zu helfen. Mit Hilfe der AfD-Kreisverbände organisierte er innerhalb von vier Tagen einen großen Transporter mit Spenden im Wert von 8.000 Euro, darunter Verbandsmaterial und Medikamente wie Paracetamol und ASS.

Und deshalb schwang sich der Kommunalpolitiker aus Hessen auf den Fahrersitz seines Iveco-Transporters. Gemeinsam mit seinem Parteifreund Michele C. Ciarlo fuhr er am 4. März erst durch Hessen und später Sachsen, um die Spenden einzusammeln. Dann ging es weiter Richtung polnisch-ukrainische Grenze, um ihre gesammelten Hilfsgüter zu übergeben. „Die Fahrt verlief klasse“, sagt Herr. „Durch die aufgemalten Ukraineflaggen wurden wir auch von den anderen Konvois erkannt, und viele hupten uns zu.“

Angekommen im Grenzort Korczowa im polnischen Karpatenvorland brachten sie die Güter in eine Verteilstation, wo ankommende Flüchtlinge warmes Essen erhalten und ärztlich versorgt werden. „Medikamente oder Kinderwagen werden dringend gebraucht“, berichtet er. „Wir sprachen dort auch mit Flüchtlingen. Die Mütter wollten sich nichts anmerken lassen, doch als eine von ihnen davon berichtete, wie die Raketen über sie hinwegflogen, konnte sie ihr Weinen nicht zurückhalten.“ Wie wichtig die Hilfe ist und wie sehr sie anerkannt wird, merkte Herr, als der Bürgermeister die beiden Deutschen zu sich zum Essen einlud. Die nächste Tour soll bereits jetzt am Samstag losgehen.

„Alles ist sicher angekommen“

Tragen, Krebsmedikamente, Notgeburtensets, EKG-Geräte – alles, was in die zwei weißen und blauen Sprinter paßt, wuchtet Klaus Samhaber, Alter Herr der Akademischen Burschenschaft Arminia Tschernowitz zu Linz, mit seinen drei Freunden auf die Pritschen. Im Zivilberuf ist er Lehrer. „Das war Ware im Wert von 80.000 Euro“, sagt er. „Damit fuhren wir in Richtung polnisch-ukrainischer Grenze.“

Klaus Samhaber (r.) übergibt Hilfsgüter an eine Ukrainerin Foto: Privat
Klaus Samhaber (r.) übergibt Hilfsgüter an eine Ukrainerin Foto: Privat

Als Samhaber den Aufruf seiner Burschenschaft, die Ukraine zu unterstützen, las, kontaktierte er umgehend alte Bekannte in der Ukraine. „Ich war schon 2019 dort, habe mich nämlich für die Initiative Christkindel in der Schuhschachtel engagiert.“ Und so kam es, daß seine Burschenschaft zwei Transporte nach Tschernowitz unternahm „und ich die Lieferungen nach Lemberg organisierte“.

Um die Arzneimittel zu finanzieren, sammelt er Spenden. „Ich habe direkt meine Bekannten angerufen, und sie waren äußerst hilfsbereit“, erzählt er. „Den Hilfstransport habe ich in neun Tagen beieinandergehabt“, sagt er.

Bei Abfahrt am 11. März „hörten wir, daß Lemberg in der Nacht von russischen Truppen angegriffen worden war. Einige militärische Ziele in der Stadt seien zerstört worden“. Was tun? „Wir fahren trotzdem“, lautete Samhabers beherzte Entscheidung.

Am 12. März erreichen sie die südostpolnische Grenzstadt Przemyśl, um ihre lebensrettende, kostbare Ware abzuliefern. Jetzt ging es mit Hubwägen und Gabelstapler ans Umladen. „Eine Frau war uns von der ukrainischen Seite entgegengekommen. Die Fahrerin transportierte die Sachen dann weiter in die Ukraine.“ Samhaber ist glücklich, denn später bekam er die Rückmeldung aus Lemberg: „Alles ist sicher angekommen.“ Und der Burschenschafter will weitermachen: „Wenn es möglich ist, werden wir es wieder tun.“

Familienzuwachs auf Zeit

Bei Petr Bystron, dem AfD-Bundestagsabgeordneten, begann alles mit einem Tweet: „Ein Kollege aus dem polnischen Parlament schrieb, in Polen seien 500.000 Flüchtlinge in privaten Wohnungen untergekommen, es gäbe keine Flüchtlingsunterkünfte. Da habe ich gedacht, klasse, das ist gelebte Menschenliebe. Das sind die Werte des christlichen Abendlandes. Mich hat das sehr berührt, und ich war noch in dieser Stimmung, als zwei Tage später eine Freundin anrief und erzählte, ein Teil ihrer Familie sei auf der Flucht hierher. Da haben meine Frau und ich entschieden, klar, die nehmen wir auf. Und so bekamen wir drei Mütter und drei Kinder ins Haus, sozusagen ein Gesamtpaket.

Sechs Tage waren sie auf der Flucht gewesen. Es war bedrückend zu sehen, wie abgeschlagen sie waren, wie traumatisiert. Wir haben gemeinsam gegessen und Ausflüge gemacht. Nach anderthalb Wochen sind sie aufgetaut. Dieses Lächeln eines der Kinder, ein achtjähriger Junge, als er selbstvergessen mit meiner alten Carrerabahn spielte, das vergesse ich nicht. Das tat einfach gut.“

Bystrons Familienzuwachs auf Zeit ist schon wieder weg. Die drei Frauen haben für sich und ihre Kinder eine neue feste Bleibe gefunden. „Wir werden uns aber weiterhin um sie kümmern, so eine Art Paten wollen wir werden.“ Die nächste Familie aus der Ukraine sei schon unterwegs zu ihnen. „Wir erwarten sie in den kommenden Tagen.“

Den Hilferuf einer Klinik gehört

„Da ist eine Szene, die geht mir nicht mehr aus dem Kopf“, sagt Kay Gottschalk. „Eine Frau steigt aus dem Auto aus, hinten im Auto sitzen ihre Kinder, die weinend und schreiend gegen die Scheibe des Autos schlagen. Dann sehe ich, wie der Vater der Kinder in Tarnfarben gekleidet zurück zum Militärstützpunkt läuft, während die Mutter und die Kinder die Grenze nach Polen passieren.“

Mit drei Sprintern, vollgepackt bis unters Dach mit Medikamenten, fuhren der AfD-Politiker Kay Gottschalk und drei Parteifreunde aus Nord-rhein-Westfalen am 10. März nach Tschernowitz in Galizien. „Wir hatten ein Hilfegesuch eines ukrainischen Krankenhauses erhalten“, sagt Gottschalk.

Plakat in Galizien: Der Kreml versinkt in Blut Foto: Privat
Plakat in Galizien: Der Kreml versinkt in Blut Foto: Privat

Vor Ort luden sie die Medikamente in einem Lager ab. „Der Krieg ist allgegenwärtig zu spüren. Man sieht sehr viele militärische Unterstände, selbst an einem Friedhof wurde ein Schützengraben ausgehoben“, erinnert sich Gottschalk. „Zudem sind wir zweimal vom Militär kontrolliert worden“, erzählt er.

Sprit für Krankenwagen

Die Wurzeln in die Heimat hat Olena Heine nie gekappt, leben ihre Eltern doch in der Ukraine. „Genauer in Dnipro, das ist eine Stadt in der Ostukraine, rund vier Autostunden westlich von Donezk entfernt“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Vor zehn Jahren zog die heute 31jährige nach Leuna in Sachsen-Anhalt, heiratete hier.

Hilfsgüter treffen bei der Sächsischen Kinderhilfe in Meißen ein Foto: Picture Alliance /DPA/DPA-Zentralbild
Hilfsgüter treffen bei der Sächsischen Kinderhilfe in Meißen ein Foto: Picture Alliance /DPA/DPA-Zentralbild

„Als ich die Meldungen über den Krieg hörte, dachte ich mir, wie kann ich helfen? Und da telefonierte ich mit meinem Vater, er ist seit 20 Jahren Therapeut in einem Militärkrankenhaus.“ Einen Transport fast quer durch das ganze Land machte keinen Sinn. „Mein Vater erzählte mir, daß sie durchgehend operieren, aus der Umgebung werden immer mehr verwundete Soldaten eingeliefert.“ Da kam bei der Erzieherin die Idee auf, Geld zu sammeln. Via Internet bat sie um Spenden. „Die Resonanz war einzigartig.“ Der Aufruf wurde auch von Verbindungsstudenten über die Facebook-Gruppe „Tramizu“ verbreitet. „Über 70 Spender überwiesen mir Geld, und das immer mit ganz lieben und guten Wünschen nach Gottes Segen“, erzählt sie.

Über 5.000 Euro konnte die Mutter so schon sammeln. „Ich schrieb einen Brief an den Leiter der Klinik und schilderte ihm meine Aktion und daß er das Geld ohne einen Nachweis einsetzen könnte. Ich denke, die Menschen vor Ort können am besten entscheiden, was sie brauchen. Zum Beispiel Sprit für die Krankenwagen.“ Olena Heine wird weitersammeln. „Und ein Kaplan ist vor Ort und überprüft alles. So bin ich sicher, daß das Geld der Spender auch direkt bei den Verwundeten und Verletzten ankommt.“

Olena Heine sammelt Geld für Verwundete Foto: Privat
Olena Heine sammelt Geld für Verwundete Foto: Privat

Sammeln für nach dem Krieg

„Als ich die ersten Bilder verstümmelter Kinder im Internet sah, wußte ich, da mußt du helfen“, sagt Thomas Kirste, AfD-Abgeordneter im sächsischen Landtag. Deshalb gründete der Betriebswirt in der vergangenen Woche die Sächsische Kinderhilfe e.V. in Meißen. „Eines unserer Mitglieder, ein Mathematiker, half bereits Kindern in Tschernobyl, wodurch er gute Kontakte hat, und ein anderes Mitglied hat familiäre Beziehungen bei Kiew. Insofern können wir detailliert abfragen, welche Dinge benötigt werden und können uns sicher sein, daß unsere Spenden auch ankommen.“

Kirste vertraut den etablierten Organisationen nicht: „In den letzten Jahren ist eine regelrechte Flüchtlingsindustrie entstanden, an der einige Leute massig verdienen, die den betroffenen Menschen aber nicht hilft“, sagt er, „aus diesem Grund sammeln wir Spenden, um selber in der Ukraine zu helfen. Die Hilfe soll dahin gehen, wo sie gebraucht wird.“

Die Idee des Vereins ist es, die Spenden erst nur zu sammeln und zu lagern. „Denn nach dem Krieg wird die Hilfsbereitschaft deutlich nachlassen, deswegen wollen wir nach Beendigung der Kampfhandlungen eingreifen. Und dabei unterscheiden wir nicht, ob es sich um Ukrainer oder Russen handelt. Hauptsache ist, daß wir ihnen helfen.“

Zur Zeit organisiert und telefoniert Kirste, um Spenden zu sammeln und Transporter zu finden. „Vornehmlich Geldspenden, aber wir werden auch an Apotheken herantreten.“ Gelagert werden die Sachspenden bei den Vereinsmitgliedern zu Hause. „Wir haben bereits ein Transportunternehmen gefunden, das uns einen Lkw zur Verfügung stellen würde.“

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Spendenmöglichkeiten für die vorgestellten Initiativen:

Hilfstransport von Sascha Herr: Kontoinhaber AfD KV Hochtaunuskreis, IBAN DE52 5125 0000 0018 0055 06, Verwendungszweck: Ukraine

Hilfstransport von Klaus Samhaber: Kontoinhaber Burschenschaft Arminia Czernowitz zu Linz, IBAN AT63 2032 0000 0011 3027, Verwendungszweck: Hilfe für die Ukraine

Olena Heine: Spende via PayPal an olena.heine@mail.de, Verwendungszweck: Spende für Militärkrankenhaus in Dnipro

Sächsische Kinderhilfe e.V.: IBAN DE18 8505 5000 0500 1536 80, Verwendungszweck: Spende für Kinder in Not

JF 13/22

Irmhild Kaps, Monika Heger, Renate Glaser (v. l. n. r.) vom AfD-Kreisverband Schwalm-Eder beim Ukraine-Hilfstransport Foto: Sascha Heer
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