BERLIN. Der gescheiterte Kandidat auf den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, hat mit seinem Vorstoß für Kritik aus den eigenen Reihen gesorgt, Peter Altmaier als Wirtschaftsminister abzulösen. Man müsse Zweifel haben, daß es ihm um eine Einbindung in die Partei gehe, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Montag im NDR. „Wir sind ja keine Vermittlungsagentur für Regierungsämter. So geht’s natürlich nicht.“ Man könne bei einer verlorenen Wahl nicht sofort Ansprüche auf ein Staatsamt erheben.
Merz war am Sonnabend auf dem Digitalparteitag der CDU in der Stichwahl für den Posten des CDU-Vorsitzenden Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet unterlegen. Anschließend bot er sich als Wirtschaftsminister im aktuellen Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an.
Langjährige Merz-Unterstützer distanziert sich
Niedersachsens CDU-Chef und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann forderte mehr Teamgeist von dem früheren Unionsfraktionsvorsitzenden. „Der Zeitpunkt für ein Angebot zur Übernahme eines Regierungsamtes war gelinde gesagt überraschend, dadurch wirkt es jetzt recht schräg“, sagte Althusmann am Sonntag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Ich bin nicht glücklich darüber, daß gerade der Eindruck entsteht oder womöglich entstehen soll, es gehe ihm mehr um seine Person.“
Auch der langjährige Merz-Unterstützer und parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß, ging öffentlich auf Distanz. „Er hat sich persönlich damit sicher keinen Gefallen getan“, sagte der CDU-Politiker den Stuttgarter Nachrichten. Die CDU stehe nun vor einer Zäsur und einer neuen Zeit. „Ich glaube, die Lücke, die Friedrich Merz hinterläßt, müssen jetzt Jüngere füllen.“
Werte-Union will Merz als Kanzlerkandidat
Allerdings erhielt Merz für seinen Vorstoß auch Unterstützung. Das Amt des Bundeswirtschaftsministers anzustreben, halte er für „gar nicht mal so schlecht“, sagte Bremens CDU-Chef Carsten Meyer-Heder „buten un binnen“ von Radio Bremen. „Es kommt nur zum falschen Zeitpunkt. Herrn Merz in eine wie auch immer geartete Regierung zu integrieren, halte ich für richtig. Ich halte ihn für einen durchsetzungswilligen und durchsetzungsstarken Politiker. Ich glaube, daß er Dinge bewegen kann. Und ich kann ihn mir als Wirtschaftsminister gut vorstellen.“
Die Werte-Union plädierte dafür, Merz als Kanzlerkandidat für die Union bei der Bundestagswahl im Herbst ins Rennen zu schicken. Der Vorsitzende der konservativen Vereinigung, Alexander Mitsch, zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erschrocken über das Ergebnis des Parteitags. Die Funktionäre hätten dort mit ihrer Wahl für Laschet den Willen der Basis massiv übergangen.
Nun müßten den konservativen und wirtschaftliberalen Kräften in der Partei konkrete Angebote gemacht werden. Mitsch forderte für Merz einen Posten im Bundeskabinett. Laschet müsse der Kanzlerin deutlich machen, daß der Sauerländer wichtig für die CDU und Deutschland sei. (ls)