BERLIN. Der Publizist und Kolumnist Harald Martenstein hat die aktuellen Entwicklungen in der politischen Linken scharf kritisiert. „Seit sich die linken Parteien der Identitätspolitik in die Arme geworfen haben, ist Ungleichheit ihr neues Ideal. Die Menschen werden wieder nach Hautfarbe und Geschlechtern sortiert, insofern ist Links das neue Rechts“, sagte der preisgekrönte Journalist im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT. Am Ende stehe „eine Art Kastengesellschaft, mit Sonderrechten für diese und jene“. Die Linke sei zudem „autoritärer geworden und freiheitsfeindlicher“.
Es gebe zunehmend politische Projekte, die „keine Chance haben, in der Bevölkerung mehrheitsfähig zu werden“. Für das, was die „alte, klassische Linke wollte“, habe es eine manchmal zwar knappe, aber immerhin eine Mehrheit gegeben. „Gendersprache, ungeregelte Migration oder immer detailliertere Quotenregeln, bei denen Eltern von weißen Jungs langsam Angst um deren Zukunft bekommen, sind auf absehbare Zeit nicht mehrheitsfähig. Das läßt sich nur mit Druck und autoritär durchboxen.“
Meinungsfreiheit sei „der Kern jeder freien Gesellschaft“
Martenstein betonte, er lehne den „neuerdings oft erhobenen Vorwurf der ‘Kontaktschuld’“ ab. Er werde sich dem niemals beugen. „Außer unter Folter. Meinungen sind schließlich keine ansteckende Krankheit.“ Die Meinungsfreiheit sei „der Kern jeder freien Gesellschaft, die brauchen wir wie der Fisch das Wasser“.
Zu einer Demokratie, verdeutlichte der Zeit– und Tagesspiegel-Kolumnist, gehörten die Pole links und rechts. „Eine Demokratie, in der es nur links geben darf oder nur rechts, wäre keine mehr.“ Auch sei die Gleichsetzung von rechts mit rechtsradikale oder rechtsextrem zwar „heute üblich, aber historisch gesehen völliger Unsinn“. (ls)
> Das Gespräch mit Harald Marteinstein erschien in der Jubiläumsausgabe zum 35jährigen Bestehen der JUNGEN FREIHEIT – zum Probeabo, digital oder gedruckt, gelangen Sie hier.