STUTTGART. Das baden-württembergische Kultusministerium hat es Schulen in dem Land freigestellt, Genderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkte zu benutzen. Obwohl dies grammatikalischen Regeln widerspricht, dürfen die für sexuelle Vielfalt stehenden Satzzeichen künftig etwa in Aufsätzen oder Prüfungen verwendet werden, bestätigte ein Sprecher der Behörde der JUNGEN FREIHEIT auf Anfrage.
Es sei sinnvoll, Schüler „für eine geschlechtergerechte Sprache” zu sensibilisieren, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zuvor der Stuttgarter Zeitung. Lehrer und Schüler sollten ihrer Ansicht nach gemeinsam vereinbaren, wie sie Vielfalt in der Sprache sichtbar machten. Schließlich sei das Thema „Geschlechtergerechtigkeit” auch im baden-württembergischen Lehrplan verankert.
Lehrkräfte statt Lehrer
Dort werde durchgängig sowohl die männliche als auch die weibliche Form verwendet, verdeutlichte der Ministeriumssprecher. Zudem sei darin, wo immer möglich, auf geschlechtsneutrale Formulierungen zurückgegriffen worden.
So heiße es statt „Lehrer” etwa „Lehrkräfte”. Auch die von der Kultusministerkonferenz übernommenen Rahmenlehrpläne der Berufsschule und sonstige Bildungspläne „nennen entweder die biologischen Geschlechter oder vermeiden Bezüge zum biologischen Geschlecht der referierten Person.”
Mehrheit der Deutschen lehnt Gendersprache ab
Generell gelten an den Schulen der Bundesrepublik die Regeln der deutschen Orthographie. Der Rat für deutsche Rechtschreibung lehnt die Verwendung von Gender-Zeichen ab. Eine inklusive Ausdrucksweise sei eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, aber nicht mit der Änderung grammatikalischer Regeln zu lösen, teilte das zwischenstaatliche Gremium im März mit. Der Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Ralf Scholl, kritisierte, daß die deutsche Sprache durch Genderzeichen „vergewaltigt” würde.
Wie sich zuletzt in mehreren Untersuchungen gezeigt hat, lehnt die Mehrheit der Deutschen Gendersprache ab. So sind laut einer Umfrage im Auftrag des ZDF 48 Prozent gegen den Gebrauch von Gendersprache in den Medien. Rund 20 Prozent halten es hingegen für wichtig. Trennzeichen oder Sprechpausen lehnten 71 Prozent ab.