BERLIN. Nach dem Parteiausschluß ihres Mannes Thilo Sarrazin hat Ursula Sarrazin ihren Austritt bei der SPD erklärt und mit den Sozialdemokraten abgerechnet. „Die einstige große Volkspartei SPD mutiert zur Sekte. Die SPD ist zu einer Partei geworden, in der man die Wirklichkeit nicht mehr beschreiben darf“, schrieb sie in einem Brief an den Parteivorstand vom Montag, der der JUNGEN FREIHEIT vorliegt.
Am Freitag hatte die Bundesschiedskommission der SPD den Ausschluß von Thilo Sarrazin wegen parteischädigenden Verhaltens bestätigt. Seine islamkritischen Bücher und Aussagen hatten die Parteiführung gegen ihn aufgebracht.
Sarrazin attackiert Generalsekretär Klingbeil
Ursula Sarrazin, die den Sozialdemokraten mehr als 40 Jahre lang angehörte, beschrieb die Verhandlungen gegen ihren Mann als von „Polemik und Demagogie“ beherrscht. „Vor allem Lars Klingbeil, rhetorisch gefährlich gewandt, hatte an Wissen und Argumenten nichts zu bieten“, kommentierte sie das Auftreten des SPD-Generalsekretärs. Klingbeil hatte im Januar die Meinung des SPD-Parteivorstands betont: „Antimuslimische und rassistische Positionen sind mit den Grundwerten der SPD nicht vereinbar. Die SPD steht für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, wer spaltet und hetzt, hat in unseren Reihen nichts verloren.“
In der Partei werde nun nur noch zu hören sein, „daß Migration grundsätzlich gut ist, da sie ja so vielfältig ist, daß der Islam harmlos und gut integrierbar sei, wenn wir uns nur genug anstrengen“, warf sie der SPD vor. Die Sozialdemokraten ignorierten die Realität, lautete ihr Fazit.
Die pensionierte Lehrerin war vor einigen Jahren bekannt geworden, als sie den Leistungsverfall an den Schulen beklagte. 2012 beschrieb sie in ihrem Buch „Hexenjagd“ ihren Schuldienst in Berlin. Ursula Sarrazin ist die Tochter des ehemaligen DGB-Vorsitzenden Ernst Breit. (ag)