KIEL. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, hat vor dem Hintergrund des Corona-Ausbruchs im Schlachtbetrieb von Clemens Tönnies eine Haftstrafe für den Fleischunternehmer ins Gespräch gebracht. „So jemand braucht nicht staatliche Hilfe durch Steuergelder, der sollte zur Verantwortung gezogen werden. Vielleicht kommt er irgendwann in staatliche Kost und Logis“, äußerte der Sozialdemokrat gegenüber der Bild.
Stegner machte die Arbeitsbedingungen in der Fleischfabrik von Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück für die hohen Infektionszahlen unter den Angestellten verantwortlich. „Da findet richtige Ausbeutung statt. Er hat eine Menge damit zu tun, daß wir da einen Corona-Hotspot hatten.“
Daß das Unternehmen nun einen Antrag auf Erstattung der Lohnkosten an das Land Nordrhein-Westfalen wegen der Quarantänemaßnahmen stellte, sei „unverschämt“, empörte sich Stegner. Tönnies und Subunternehmer hatten sich Ende vergangener Woche an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe gewandt, da Betrieben eine Erstattung der Löhne zusteht, wenn Gesundheitsämter eine Quarantäne anordnen.
CSU-Generalsekretär verlangt Aufklärung
Auch Unionspolitiker forderten von Tönnies, auf staatliche Hilfen zu verzichten. Thüringens CDU-Vorsitzender Mike Mohring betonte: „Das sollte nicht der Steuerzahler ausbügeln.“
Ähnlich äußerte sich auch CSU-Generalsekretär Markus Blume. Er plädierte dafür, die Vorgänge in dem Schlachtbetrieb aufzuklären. Dabei müsse erörtert werden, „was da eigentlich passiert ist, wo geltendes Recht und Gesetz nicht eingehalten wurde“.
Mitte Juni waren erste Mitarbeiter in der Fleischfabrik positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ihre Zahl stieg auf rund 1.400 Personen. Über den betroffenen Landkreis wurden zeitweise wieder strenge Coronamaßnahmen verhängt. (ag)