BERLIN. Der Deutsche Lehrerverband hat Kritik an der Deutschpflicht auf dem Schulhof zurückgewiesen. „Die Aufforderung an Kinder mit Migrationshintergrund sowohl untereinander, als auch zuhause und auf den Schulhöfen Deutsch zu sprechen, fördert nicht nur die Sprachfertigkeit“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der JUNGEN FREIHEIT. Sie diene auch der Integration, „weil es die Teilhabechancen in dieser Gesellschaft erhöht, die maßgeblich von der Beherrschung der deutschen Sprache abhängen“.
Vor kurzem hatte die Berliner Germanistikprofessorin Heike Wiese die Deutschpflicht auf Schulhöfen als „Unsinn“ bezeichnet. Dies diene weder dem Spracherwerb noch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, sagte Wiese dem Evangelischen Pressedienst. Überdies sei es in Deutschland normal, daß Kinder mehrsprachig aufwüchsen.
Wenn Kinder auf dem Pausenhof nur Deutsch sprechen dürften, sei das der Lernmotivation und dem Spracherwerb abträglich. Laut Wiese werde auch der Sprachgebrauch vieler Kinder und ihrer Familien als unerwünscht abgewertet. „Während Sprachen wie etwa Englisch oder Französisch stereotyp mit Bildung und Modernität assoziiert werden, werden andere Sprachen wie Türkisch mit sozioökonomisch benachteiligten Gruppen verbunden.“
„Kommunikation in der Sprache des Ziellandes“
Lehrerverbands-Präsident Meidinger erwiderte: „Das pädagogisches Ziel, Kinder zur Kommunikation in der Sprache des Ziellandes anzuhalten, ist richtig und unterstützenswert.“ Ob man Schülern gleich mit Sanktionen drohe, wenn sie ein nichtdeutsches Wort äußerten, lasse er jedoch dahingestellt.
Im Sommer hatte der Fall einer Drittkläßlerin in Baden-Württemberg für Aufsehen gesorgt, die eine Strafarbeit schreiben mußte, weil sie auf dem Pausenhof Türkisch gesprochen hatte. Die Familie legte Beschwerde beim Kultusministerium ein. Bislang sei darüber aber noch nicht entschieden worden, teilte der Anwalt der Familie dem Evangelischen Pressedienst mit. (ls)