BERLIN. Dutzende Menschen haben vor dem Reichstag mit einem Nachbau des Flüchtlingslagers Moria für die Aufnahme von Migranten demonstriert. Auf Transparenten und Plakaten forderten sie unter anderem, die Bildung neuer Massenlager wie das im September abgebrannte Lager auf der griechischen Insel Lesbos zu verhindern, berichtete der RBB.
Die Kritik der Demonstranten richtete sich auch gegen den geplanten neuen Migrationspakt der EU. Die Kundgebung im Zentrum Berlins sei nur vorübergehend und soll am Montag enden.
In Griechenland müssen sich derzeit mehrere Afghanen vor Gericht verantworten, weil sie das Flüchtlingslager Moria in Brand gesetzt haben sollen. Nach dem Feuer hatte sich die Bundesregierung bereit erklärt, rund 1.500 Migranten aufzunehmen.
Gran Canaria leidet unter Migrantenansturm
Am vergangenen Wochenende erreichten derweil erneut mehr als 1.000 Migranten die zu Spanien gehörenden kanarischen Inseln vor der Westküste Afrikas. Die Unterkünfte seien bereits überlastet, berichtete die ARD. Demnach kamen seit Beginn des Jahres mindestens 15.000 zumeist afrikanische Einwanderer dort an.
Der Inselpräsident von Gran Canaria, Antonio Morales, beklagte: „Ich denke, daß Europa die klare Strategie verfolgt, uns in eine Gefängnisinsel zu verwandeln. So, wie es in Lesbos oder in Lampedusa geschehen ist, in Ceuta oder in Melilla. Sie denken sich: Die Menschen kommen nicht zu mir aufs Festland – wir halten sie auf den Inseln zurück. Wir verwandeln diese Gebiete in abschreckende Gefängnisse.“
„Sea-Eye“ bereitet weiteres Flüchtlingsschiff vor
Unterdessen kündigte die Flüchtlingsorganisation „Sea-Eye“ an, ein weiteres Schiff ins Mittelmeer zu entsenden. Gemeinsam mit dem Bündnis „United4Rescue“ werde derzeit das Schiff Sea-Eye 4 in einer Werft für den Einsatz zur Rettung in Seenot geratener Migranten vorbereitet, teilte ein Sprecher auf Twitter mit.
Wir bleiben dabei. Alle Infos zu unserer neuen Kampagne & Petition: https://t.co/mrwM8eCv4Q#wesendaship #wirschickeneinschiff#wirschickennocheinschiff #seenotrettung #searescue #leavenoonebehind #gemeinsamretten #rememberhumanrights #drownedrequiem #united4rescue pic.twitter.com/CONj9KJuTc
— United4Rescue (@United4Rescue) November 16, 2020
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, äußerte sich erfreut darüber, daß das Boot bald einsatzbereit sein soll. Sie sei sehr dankbar dafür.
Mit der Sea-Eye 4 gebe es dann insgesamt sieben solche Schiffe, teilte ein Sprecher der Organisation der Nachrichtenagentur dpa mit. Jedoch sei derzeit nur ein Schiff der spanischen Seenotretter „Open Arms“ aktiv. Die übrigen würden immer wieder von den Behörden blockiert. (ag)