BERLIN. Hat die Zahl der Messerattacken in Deutschland zugenommen oder nicht? Polizeistatistiken geben nur bedingt Auskunft, denn meist werden solche Angriffe nicht gesondert erhoben. Fest steht: Am vergangenen Wochenende sind erneut mehrere Personen niedergestochen worden. Allein in Berlin registrierte die Polizei fünf Angriffe, in Köln drei. Die JF dokumentiert eine Auswahl.
In Köln sind in der Nacht zu Sonntag laut Polizei zahlreiche Männer am Wiener Platz aufeinander losgegangen. Dabei wurde ein 43 Jahre alter Beteiligter durch Messerstiche zunächst schwer verletzt. Er starb später im Krankenhaus. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen.
Ebenso in Köln und nur kurze Zeit später eskalierte ein Streit während einer Geburtstagsfeier im Ortsteil Kalk. Ein 49 Jahre alter Mann betrat gegen 3 Uhr die Bar, woraufhin es zu einer Auseinandersetzung mit einem 29jährigen kam. Währenddessen stach der mutmaßliche Täter auf den Vater des jungen Mannes ein, der lebensgefährlich verletzt wurde. Die Ermittlungen wegen versuchten Totschlags hat eine Mordkommission übernommen.
Etwa zur gleichen Zeit wurde ein 25 Jahre alter Mann bei einer Rangelei in einem Club in der Innenstadt mit einem Messer attackiert. Das Opfer erlitt leichte Verletzungen. Der mutmaßliche Täter konnte fliehen.
Bekannte und Verwandte blockieren Krankenhauseingang
In Berlin ist am Sonnabend im Stadtteil Spandau ein Mann lebensgefährlich mit einem Messer verletzt worden. „Weil viele Bekannte und Verwandte des 42-Jährigen zum Krankenhaus eilten, mußte der Haupteingangsbereich des Krankenhauses und die Rettungsstelle für mehr als zwei Stunden gesperrt werden“, teilte die Polizei am Sonntag mit. Etwa zur gleichen Zeit lieferten Rettungskräfte einen zweiten Verletzten durch Messerstiche in ein Krankenhaus ein. Die Polizei geht von einem Zusammenhang aus.
In Berlin-Wedding stach ein Mann am Sonnabend vormittag auf einem Flohmarkt einen 29jährigen nieder. Zahlreiche Zeugen beobachteten den Vorfall und berichteten der Polizei von einem lautstarken Streit, der der Attacke vorausgegangen war. Der mutmaßliche Täter flüchtete. Eine Notoperation rettete dem Opfer das Leben, teilte die Polizei mit.
Im kriminalitätsbelasteten Görlitzer Park kam es wenige Stunden später zu einem Streit zwischen einem Mann aus Gambia, einem Marokkaner und einem Algerier. Der Gambier stach auf seine beiden Kontrahenten ein und verletzte sie an Armen und Beinen. Aufgebrachte Zeugen hielten den Verdächtigen fest, berichtete die Polizei. Der Park gilt als Schwerpunkt der Rauschgiftszene. Erst Mitte vergangener Woche war ein Drogenhändler von einem anderen mit einem Messer verletzt worden.
Jugendliche attackieren Bewohner
Auch am Sonntag abend ist die Polizei zu einem Einsatz nach einer Messerattacke ausgerückt. Zwei junge Männer klopften im Stadtteil Marzahn gegen die Terrassentür einer Erdgeschoßwohnung. Als der 46 Jahre alte Bewohner kurze Zeit darauf die beiden Jugendlichen zur Rede stellen wollte, zückte einer von ihnen ein Messer und griff den Mann an. Sein Kumpane schlug dem Bewohner mit einem Stock gegen den Hals, teilte die Polizei mit.
Das Opfer wurde leicht verletzt. Es beschrieb einen der Angreifer als asiatisch, den anderen als europäisch aussehend. Sie seien zwischen 16 und 18 Jahre alt gewesen. Die Polizei sucht nach Zeugen.
Küchenmesser geholt und zugestochen
Bereits am Freitag abend ist ein 46 Jahre alter Mann von einem bewaffneten Türken in einem Bordell in Rosenheim attackiert worden. Der Verdächtige betrat nach Polizeiangaben am späten Abend das Bordell. Weil er mit den erbrachten Leistungen nicht zufrieden gewesen sei, habe er das Gebäude verlassen und kündigte an, wiederzukehren und alle umzubringen.
Laut den ersten Ermittlungen fuhr der Türke nach Hause und bewaffnete sich mit zwei Küchenmessern. „Sein Sohn bekam dies mit, konnte den Vater jedoch nicht aufhalten, folgte ihm aber“, sagte ein Polizeisprecher. Als der Verdächtige kurze Zeit später wieder am Bordell war, attackierte er mit den Messern einen Bekannten des Bordellbetreibers, der wegen mehrerer Stich- und Schnittverletzungen ärztlich behandelt werden mußte. (ls)