MARBURG. Eine algerische Familie, deren Abschiebung per Flugzeug gescheitert ist, erhält wieder die volle Sozialhilfe. Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) habe die Verwaltung angewiesen, einen im Februar erteilten Kürzungsbescheid wieder zurückzunehmen. „Es ist die Haltung der Stadtverwaltung und meine persönliche Haltung, daß wir im Zweifel immer unter Ausnutzung aller rechtlichen und sonstigen Möglichkeiten zugunsten der Hilfesuchenden entscheiden“, begründete der SPD-Politiker die Initiative.
Die in Cappel wohnenden algerische Familie sollte nach Nordafrika abgeschoben werden. Da die 30 Jahre alte Frau aber im achten Monat schwanger und laut Attest flugunfähig ist, weigerte sich der Pilot am Flughafen in Frankfurt am Main, sie außer Landes zu bringen. Ihre Abschiebung wurde daraufhin abgebrochen. Ebenso die ihres 35 Jahre alten Mannes und ihrer beiden Töchter.
Ende Februar erhielt die Familie dann einen Bescheid, nachdem die Sozialleistungen für die Eltern um 40 Prozent gekürzt wurden. Hiergegen regten sich Proteste, die laut Stadt nun Erfolg hatten. „Die Universitätsstadt Marburg versteht sich als ein Ort der Zuflucht“, teilte die Stadtverwaltung am Sonntag mit. „Marburg als ganze Stadt hat wiederholt gezeigt, daß wir geflüchtete Menschen aufnehmen und unterstützen – quer durch die politischen Lager, mit großem Engagement der Zivilgesellschaft und mit gelebter Willkommenskultur der zuständigen Behörden in der Stadtverwaltung.“ (krk)