DORTMUND. Der Fernsehmoderator und Unterhalter Joko Winterscheidt hat zu einem Generalstreik in Deutschland aufgerufen. „Warum geht nur ihr auf die Straße? Warum sind es nicht die Leute, die am Freitag in einem Büro sitzen“, sagte Winterscheidt laut der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag auf dem „Fridays for Future“-Sommerkongreß in Dortmund. „Warum legt man nicht einfach mal – steile These – dieses Land lahm an einem Freitag?“
Die gesamte Gesellschaft zeige immer begeistert auf die vorwiegend jungen Leute bei „Fridays for Future“, aber „viel zu viele“ blieben zu Hause. Winterscheidt, der vor allem als Teil des Entertainer-Duos Joko und Klaas bekannt ist, zeigte sich dem Bericht zufolge begeistert über die Protestbewegung. „Ihr seid dabei, etwas zu verändern! Von wegen, die Jugend hätte kein Interesse, ihr seid diejenigen, die alles richtig machen.“
Radikaler Umbau des Industriestandorts
Der Sommerkongreß mit rund 1.500 erwarteten Teilnehmern findet von Mittwoch bis Sonntag statt. Er soll nach eigenen Angaben die „Fridays for Future“-Organisation stärken und zur besseren Vernetzung dienen. Neben morgendlichen Yoga-Stunden stehen Kurse und Podiumsdiskussionen auf dem Programm.
Die Bewegung setzt sich für einen radikalen Umbau des hiesigen Industriestandorts sowie der alltäglichen Lebensweise in Deutschland ein. Insbesondere der Ausstoß von CO2 müsse schnellstmöglich verringert werden. Kritiker warnen vor gravierenden Folgen für die Wirtschaft und steigenden Kosten für die Bürger.
Energiewende kostet mehrere Tausend Milliarden Euro
Eine Studie des Akademieprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften bezifferte die Mehrkosten für ein CO2-Reduktionsziel von 85 Prozent bis 2050 auf gut 2.000 Milliarden Euro. Eine Dekarbonisierung von 90 Prozent würde weitere 1.300 Milliarden Euro verschlingen.
Der Chemiker und SPD-Politiker Fritz Vahrenholt errechnete in der Weltwoche, eine dafür nötige Versiebenfachung von Solar- und Windkraftanlagen würde bedeuten, daß, verteilt auf Deutschland, alle 1,5 Kilometer ein 200 Meter hohes Windrad stehen müßte und nahezu alle Dächer mit Solaranlagen bestückt würden. Derzeit stünden in Deutschland rund 28.000 Windkraftanlagen. Zudem warnte der Hamburger Professor vor einem „Klumpenrisiko mit Wind und Sonne“, wenn sich Deutschland künftig vorwiegend auf Wind- und Sonnenenergie stütze und dies neben dem Energiebereich auch auf die Sektoren Verkehr und Wärme ausweite. (ls)