BERLIN. Für den neuen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist der Islam kein Bestandteil Deutschlands. „Nein. Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, sagte Seehofer am Freitag der Bild-Zeitung. Das Land sei durch das Christentum und Gebräuche wie den freien Sonntag, kirchliche Feiertage oder Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten geprägt.
Zwar gehörten die hier lebenden Moslems zu Deutschland, ergänzte der frühere bayerische Ministerpräsident. Er warnte aber davor, aus falscher Rücksichtnahme Traditionen und Gebräuche aufzugeben.
Der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ war durch den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff bei seiner Rede zur Deutscheneinheit im Jahr 2010 bekannt geworden. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ihn mehrfach wiederholt und bekräftigt. Die Aussage sorgt immer wieder für Debatten. Auch Seehofers Nachfolger als bayerischer Ministerpräsident, Markus Söder (CSU), hatte 2012 auf dem Kulturfest der türkischen Ditib-Gemeinde in Nürnberg vor etwa 1.000 Zuhörern: „Der Islam ist ein Bestandteil Bayerns.“
Heimat sei mehr als Folklore
Seehofer wies zudem Kritik an dem am Mittwoch vereidigten Kabinett, dem kein Minister oder Staatsminister mit Einwanderungshintergrund angehört, zurück. „Muß ich Arzt sein, um Gesundheitsminister werden zu können?“ Ausländische Wurzeln allein qualifizierten niemanden zu einem fähigen Politiker.
Er hob Heimat als neues Politikfeld im Innenministerium hervor. Heimat sei wichtig für die Menschen und gebe ihnen Halt, betonte der 68jährige. Es sei dumm, „Heimat nur mit Folklore gleichzusetzen“. Dies gehe an der Lebenswirklichkeit der Bürger vorbei.
Überdies kündigte Seehofer an, wieder Islamkonferenzen einzuberufen, um die Probleme bei der Integration von Moslems zu diskutieren. „Wir müssen uns mit den muslimischen Verbänden an einen Tisch setzen und den Dialog suchen und da wo nötig noch ausbauen.“ Moslems müßten „mit uns leben, nicht neben oder gegen uns“. Dafür seien gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme erforderlich. (ls)