Nicht als Rassist, aber als Rechtsradikaler muß sich der Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski weiterhin von linken Studenten beschimpfen lassen. Zu diesem „Kompromiß“ kam das Landgericht Köln in seinem Urteil. Der Professor von der Berliner Humboldt-Uni hatte geklagt, nachdem ihn der Asta der Universität Bremen verunglimpft hatte.
Weil er als „provokant wahrgenommen“ werde und der Schutz von Meinungsäußerungen das allerhöchste Gut sei, müsse er sich also das „Attribut“ rechtsradikal weiter gefallen lassen. Baberowski war in der Vergangenheit ein vehementer Kritiker der Masseneinwanderung.
Kritiker der Masseneinwanderung
Unter anderem sagte er: „Das Deutschland, das wir kennen, wird durch die Masseneinwanderung verschwinden. Es ist das Deutschland, das auf einem christlichen Wertefundament beruht. All das, was uns lieb und teuer war, womit wir unserem Leben bislang einen Halt gegeben haben, muß sich ändern, weil Menschen aus einem anderen Kulturkreis kommen und auch andere Vorstellungen davon haben, wie wir leben sollen.“
Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Sowohl Baberowski als auch der Bremer Asta können Einspruch dagegen einlegen. Ansonsten gab das Gericht Baberowski in weiten Teilen recht. Das betrifft nicht nur den Rassismusvorwurf, sondern auch sinnentstellende beziehungsweise gefälschte Zitate, die der Asta von ihm verbreitete.
Wiederholt hatten in der Vergangenheit linksradikale Studentengruppen Auftritte und Vorlesungen Baberowskis verhindert, zuletzt an der Uni Bremen, wo der Wissenschaftler auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung über „Räume der Gewalt“ referieren sollte.
„Ich habe meinem Vater unrecht getan“
An seiner Berliner Uni störte eine linke Studentengruppe wiederholt seine Vorlesungen. Dort zirkulierten auch Texte, die zwar seinen Namen trugen, aber nicht von ihm verfaßt waren. Dabei kennt Baberowski das linksextreme Millieu aus eigener Erfahrung. Als Schüler war er Mitglied im Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW), der maoistisch geprägt war. Später distanzierte er sich davon und sagte: „Ich habe meinem Vater unrecht getan“ – weil er moralisch über ihn und dessen Vergangenheit während des Dritten Reichs geurteilt hatte.