BERLIN. Linksextremisten haben im Internet Fotos von Polizisten veröffentlicht, die an Einsätzen gegen den Szene-Treff „Rigaer94“ beteiligt waren. Sie reagierten mit der Aktion auf die Ankündigung der Hamburger Polizei, am Montag öffentlich nach mehr als hundert gewalttätigen G20-Ranadlierern zu fahnden.
„Anläßlich der Hetzkampagne und den für morgen angekündigten Aufrufen zur Denunziation von 100 Menschen haben wir uns entschieden, Bildaufnahmen von 54 Polizeibeamt_innen zu veröffentlichen, die im letzten Jahr daran beteiligt waren, die Rigaer94 zu räumen. Wir freuen uns über Hinweise, wo sie wohnen oder privat anzutreffen sind“, heißt es in dem am Sonntag auf Indymedia veröffentlichten Aufruf. Einige der veröffentlichten Fotos von Polizisten tragen Dateinamen wie „Schweine“ und „Mörder“.
Auf Grund der „Hetzjagd auf Teilnehmer_innen des Hamburger Aufruhrs gegen den G20 erneuern wir unser Bekenntnis zum Kampf gegen den Staat, gegen die faschistischen Organisationen wie die Polizei, die Geheimdienste und rechte Strukturen sowie gegen die Kollaborateur_innen und Denunziant_innen in der Bevölkerung und der Presse“.
Bislang kein Vorgehen gegen Indymedia
Auf Indymedia wird regelmäßig zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen. Vor einigen Jahren beispielsweise veröffentlichten „Autonome Gruppen“ dort einen „Polizeibericht Berlin 2010“. Die anonymen Verfasser informierten auf über hundert Seiten detailliert über Ausrüstung, Fahrzeuge, Standorte und Einsatztaktiken der verschiedenen Berliner Polizeieinheiten.
Außerdem wiesen sie auf die Schwachstellen der unter anderem von Bereitschaftspolizisten getragenen Körperschutzausstattung hin und zeigten, an welchen Stellen die Polizisten verwundbar sind.
Laut Verfasser sei mit dem „Rückgang massenmilitanter Ansätze“ in den neunziger Jahren „auch die praxisbezogene Auseinandersetzung mit den Bullen in den Hintergrund“ getreten. Das vorhandene Wissen über Organisation, Strukturen, Ressourcen und Taktiken sei seitdem mit jedem Generationenwechsel Stück für Stück verlorengegangen. Dem wolle man mit der Schrift entgegenwirken.
Die Innenbehörden sehen derzeit dennoch keinen Anlaß, Indymedia zu verbieten und abzuschalten. Als Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) Ende August den Ableger Linksunten.Indymedia verbot, betonte er ausdrücklich, die Maßnahmen richteten sich nicht gegen Indymedia als Netzwerk. (krk)