KÖLN. Ein Kölner Polizeibeamter hat im „Untersuchungsausschuß Silvesternacht“ des nordrhein-westfälischen Landtags von versuchter Einflußnahme durch das Innenministerium berichtet. Laut der Nachrichtenagentur dpa geht es dabei um eine polizeiinterne WE-Meldung (wichtige Ereignisse), in der von einer Vergewaltigung während der Sex-Attacken in der Kölner Silvesternacht die Rede war. Eine junge Frau habe angegeben, ihr seien aus einer Gruppe von rund 50 ausländischen Männern heraus Finger in Körperöffnungen eingeführt worden.
Der Kriminalhauptkommissar berichtete, nach der WE-Meldung hätte ein Beamter der Leitstelle in der Kölner Kriminalwache angerufen und mit rauhem Ton gesagt: „Das sind doch keine Vergewaltigungen. Das streicht ihr. Storniert die WE-Meldung.“ Nachdem sich der Polizist bei dem Anrufer wegen des Tons und seiner Forderung beschwert habe, soll dieser erwidert haben: „Ja, das sind Wünsche aus dem Ministerium. Ich gebe das jetzt auch nur so weiter.“
Polizeiinspekteur: Gab keinen Anruf
NRW-Polizeiinspekteur Bernd Heinen hatte vor rund vier Wochen im Innenausschuß ausgeschlossen, daß es in der Silvesternacht ein derartiges Telefonat gegeben habe. Der Kriminalhauptkommissar gab an, sich den Namen des Anrufers nicht notiert zu haben. Er sei weder bedrängt noch offiziell zu den Änderungen aufgefordert worden. Den Korrekturwünschen sei er nicht nachgekommen.
Ein solcher Anruf sei ihm in seiner bisherigen Laufbahn bislang noch nicht untergekommen, berichtete der 52 Jahre alte Kommissar. Trotzdem handele sich seiner Meinung nach um keinen Vertuschungsversuch. „Da hat jemand den Begriff Vergewaltigung nicht erkannt.“ (ls)