MÜNCHEN. Ein Nebenkläger im Prozeß gegen den „Nationalsozialistischen Untergrund“ hat eingeräumt, ein NSU-Opfer nur erfunden zu haben. Weitere Angaben wollte der Verdächtige Atilla Ö. gegenüber dem Bundeskriminalamt nicht machen, berichtet der Spiegel. Am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, daß eine als NSU-Opfer aufgeführte Nebenklägerin nicht existierte.
Atilla Ö. soll nach Angaben des Nachrichtenmagazins ein Attest gefälscht haben, um die Existenz einer Frau mit dem Namen „Meral Keskin“ zu beweisen. Zugleich hatte er das angebliche Opfer gegen Provision an einen Anwalt vermittelt. Vor Gericht wurde die nichtexistierende Person von einem Anwalt der Nebenklage vertreten, der sein Mandat inzwischen niedergelegt hat. Er beteuerte, von dem Betrug nichts gewußt zu haben.
Aufgeflogen war der Schwindel, nachdem Meral Keskin trotz mehrerer Vorladungen nicht vor Gericht erschienen war. Der Anwalt hatte zudem eingeräumt, seine angebliche Mandantin nie persönlich getroffen zu haben. Atilla Ö. war bei einem Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße verletzt worden, für den laut Bundesanwaltschaft der NSU verantwortlich gewesen sein soll. Vor Gericht hatte es bis dahin geheißen, daß auch „Meral Keskin“ bei diesem Anschlag verletzt worden sei. (ho)