BERLIN. Der Bundesnachrichtendienst (BND) soll seit 2008 darüber informiert gewesen sein, daß die USA gezielt europäische Unternehmen ausspionieren. Das Bundeskanzleramt informierte der Geheimdienst allerdings erst 2013 über die US-Wirtschaftsspionage, berichtet der Spiegel.
Hintergrund sind sogenannte von den USA gelieferte „Selektoren“. Dies können etwa Telefonnummern, IP-Adressen oder andere private Daten sein. Diese speiste der BND dann in sein Überwachungssystem ein und übermittelte den Vereinigten Staaten die Ergebnisse.
BND-Chef von Sitzung ausgeschlossen
Unter diesen „Selektoren“ befanden sich jedoch zahlreiche Daten, die direkt auf eine Bespitzelung von deutschen und europäischen Firmen schließen ließen. Laut dem Spiegel war dies BND-Mitarbeitern bereits 2008 aufgefallen. Konkret ging es etwa um die Rüstungskonzerne EADS und Eurocopter.
Nach dem Auffliegen der weltweiten NSA-Spionage durch Edward Snowden entdeckte der BND laut dem Spiegel, daß sich bis zu 2.000 „Selektoren“ eindeutig gegen westeuropäische und deutsche Interessen gerichtet hatten. Nach Angaben des NSA-Untersuchungsausschusses lag die Zahl sogar bei etwa 40.000.
Am Mittwoch unterrichtete Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) die Mitglieder des NSA-Ausschusses sowie des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das für die Kontrolle der deutschen Geheimdienste zuständig ist. Der Chef des BND, Gerhard Schindler, wurde von diesen Sitzungen ausgeschlossen. (ho)