BURGWEDEL. Die Pläne der niedersächsischen Stadt Burgwedel, in einem Kindergarten im Notfall 40 Asylbewerber unterzubringen, stoßen bei den Eltern auf heftigen Widerstand. „Eine Unterbringung von Flüchtlingen direkt auf dem Kita-Gelände zusammen mit unseren kleinsten Kindern ist eine nicht zu verantwortende Entscheidung“, sagte eine Elternsprecherin, deren dreijährige Tochter die Einrichtung besucht, dem Focus.
„Bei allem Verständnis für die derzeitige schwierige Situation ist die Flüchtlingskrise eine Notlage, die nicht alles rechtfertigt.“ Mit einer Online-Petition wollen die Eltern nun Druck auf die Stadt aufbauen. „Unserer Meinung nach besteht durch die Aufstockung der Personenanzahl auf dem kleinen Gelände ein erhöhtes Infektionsrisiko insbesondere für die Kleinkinder“, heißt es in dem Begründungstext.
Gesundheitsamt skeptisch
Dort findet sich auch ein Schreiben des Gesundheitsamtes, das vor den Gesundheitsgefahren für die Kleinkinder warnt. Zwar sehe das Infektionsschutzgesetz eine Tuberkuloseuntersuchung bei allen Flüchtlingen vor, doch „ob dies in der Praxis tatsächlich in der aktuellen Situation lückenlos erfolgt, ist unklar und auch abhängig vom Status des Flüchtlings“, teilte die Behörde mit. Das Gesundheitsamt rät deswegen: „Um im Falle des Auftretens von Infektionserkrankungen den Kreis der Kontaktpersonen zu begrenzen, sollte die geplante Notunterkunft einen getrennten Zugang und eine klare räumliche Abgrenzung haben.“
Da in Ihrer Einrichtung Kinder unter 5 Jahren betreut werden, die nach einer Tuberkuloseinfektion besonders empfindlich reagieren, ist es sicherheitshalber sicherlich empfehlenswert, die Kontaktmöglichkeiten soweit möglich zu minimieren.
Derzeit ist der Bereich, indem sich die Kinder aufhalten, nur durch eine Tür von der geplanten Asylunterkunft getrennt. „Wir sehen durch all diese Punkte die Gefahr gegeben, daß der Kindergartenbetrieb und die Bewegungsfreiheit der Kinder eingeschränkt werden. Die Einschnitte sollten nicht bei den Kindern und erst recht nicht bei den Kleinsten gemacht werden“, gaben die Eltern zu bedenken. Zugleich betonten sie, die Petition richte sich nicht gegen Asylsuchende.
Stadt kündigt weitere Asylquartiere an
Trotz der Gesundheitsgefahr hält die Stadt an den Plänen fest. Bis Ende Januar müßten 144 Personen untergebracht werden, teilte die Stadtverwaltung mit.
In den letzten Monaten konnten Wohnungen und Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet sowie Sammelunterkünfte und städtische Immobilien genutzt werden. Die Belegung in den Flüchtlingsunterkünften wird zur Zeit verdoppelt. Pläne für den Bau von weiteren Wohnungen und Häusern werden in den Ortsratssitzungen öffentlich vorgestellt.
Aus diesen Gründen seien neben der Kita auch der Vereinsraum eines Freibades, eine weitere Mehrzweckhalle sowie eine Seniorenbegegnungsstätte als Asylquartiere vorgesehen. (ho)