BERLIN. Nach dem Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) ins EU-Parlament ist in der CDU eine Debatte über den Umgang mit der Euro-kritischen Partei entbrannt. Während einige Unionspolitiker eine schärfere Abgrenzung von der AfD fordern, sprechen sich andere dafür aus, das bisherige Verhältnis zu überdenken.
„Wir müssen für künftige Koalitionen nüchtern darauf blicken, mit wem wir die größten Schnittmengen haben: mit der SPD, mit den Grünen oder mit der AfD? Da sehe ich die größten Schnittmengen mit der AfD“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch Spiegel Online. In der Europapolitik setzten sich beispielsweise sowohl Union als auch AfD für eine unabhängige Zentralbank und die soziale Marktwirtschaft ein. Hinzu komme, daß die FDP verschwunden sei und sich die Union deshalb auf neue strategische Verhältnisse einstellen müsse, erläuterte Willsch.
Strobl warnt, AfD unnötig aufzuwerten
Der stellevertretende CDU-Chef Thomas Strobl schloß dagegen jegliche Zusammenarbeit mit der AfD „definitiv“ aus. „Was die AfD in und mit Europa vor hat, wäre nicht Teil einer Lösung, sondern Teil eines Problems“, kritisierte der baden-württembergische Landeschef nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung. Zudem warnte er davor, es sei „töricht“, die AfD durch „übermäßige Beschäftigung mit ihr unnötig aufzuwerten“.
Der stellvertretende Unionsfraktionschef im Bundestag, Michael Fuchs, warnte hingegen, die AfD zu ignorieren. „Ich war von Anfang an der Meinung, wir sollten die angreifen“, sagte der CDU-Abgeordnete. Ähnlich äußerte sich auch der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach: „Wir müssen unsere Strategie gegenüber der AfD überdenken. Die Annahme der Parteispitze, wenn wir über die AfD nicht reden, merken die Leute gar nicht, daß es sie gibt, hat sich nicht bestätigt.“
Bundeskanzelrin Angela Merkel (CDU) schloß am Montag eine Kooperation mit der AfD aus. Eine Zusammenarbeit mit den Euro-Kritikern komme für sie nicht in Frage, sagte die CDU-Chefin.
Die AfD war am Sonntag bei der Europawahl auf sieben Prozent gekommen. Gut zwei Millionen Wähler hatten der Partei ihre Stimme gegeben. Etwa eine halbe Million stammte von Wählern, die bei der vergangenen Bundestagswahl ihr Kreuz noch bei der Union gemacht hatten. 180.000 Stimmen gewann sie von der SPD für sich. (krk)