BERLIN. Zwei Intensivtäter, die einen tödlichen Autounfall verursacht haben, sind mit Bewährungsstrafen davon gekommen. Die Zwillingsbrüder Miriton und Egzon C. wurden zu 22 beziehungsweise 16 Monaten Bewährung und 150 Sozialstunden verurteilt. Das berichtet die Welt. Das kriminelle Brüderpaar hatte im September die Abiturientin Anabell S. und ihren Begleiter angefahren und schwer verletzt. Die Neunzehnjährige starb noch am Unfallort.
Anabell S. und ihr Begleiter winkten in den frühen Morgenstunden des 15. Septembers in der Nähe des Ostbahnhofs ein Taxi zu sich heran. Als das Taxi am Radweg hielt, wurde es von rechts von einem Lieferwagen überholt, der Anabell S. und ihren Begleiter erfasste. Anabell S. wurde dabei gegen einen Mast geschleudert. Nach dem Unfall habe sich das Brüderpaar nur um sich selbst und nicht um die Opfer gekümmert, monierte der Vorsitzende Richter Christan Wolke.
Auf Polizisten mit Feuerlöscher losgegangen
Gegenüber der Polizei verhielten sich die Zwillinge äußert aggressiv. „Du bist eine Ameise, lutsch mir den Schwanz“, zitiert die BZ Beleidigungen der Brüder. Egzon C. der sich auf der Polizeiwache zunächst noch als Fahrer ausgab, da sein Bruder keine Fahrerlaubnis besaß, erwiderte auf die Vorhaltungen eines Polizisten: „Ist mir doch egal, wenn sie auf der Straße laufen.“ Wenig später riß er einen Feuerlöscher aus der Wand und versuchte, auf die Beamten einzuschlagen.
Später verweigerten die Brüder die Aussage. So blieb es zunächst unklar, wer der Fahrer war, da Zeugen die beiden eineiigen Zwillinge nicht unterscheiden konnten. Eine Abmachung mit den Kriminellen sollte für Klarheit sorgen. Noch vor Prozeßbeginn stellte die Staatsanwaltschaft Bewährungsstrafen bei „von Reue getragenen Geständnissen“ in Aussicht. Miriton C. erklärte daraufhin, am Steuer gesessen zu haben.
Auffällig wegen Raub und schwere Körperverletzung
Demnach sei er „normal gefahren, nicht gerast“. Das Taxi sei in seine Spur gefahren, daher habe er ausweichen müssen. Personen hätte er keine gesehen. Kurz darauf habe er einen lauten Schlag gehört und irgendwas sei nach rechts geflogen. Als dem Staatsanwaltschaft dies als Geständnis nicht reichte, räumte Miriton C. in einer überarbeiteten Erklärung ein, möglicherweise zu schnell gefahren zu sein.
Ein Gutachten ergab, daß der Lieferwagen mit 62 bis 79 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein mußte. Wäre Miriton C. stattdessen mit den erlaubten 50 Stundenkilometern gefahren, hätte er genügend Zeit zum Bremsen gehabt. Die Brüder besitzen dreizehn „jugendgerichtliche Vorbelastungen“, darunter Raub und schwere Körperverletzung. Unter anderem wurde einem Autofahrer in den Arm gestochen, berichtet die BZ.
Die zur Tatzeit Neunzehnjährigen wurden nach Jugendstrafrecht verurteilt. In das Strafmaß von Miriton C. floß auch das Urteil für mehrere Raub- und Gewaltdelikte. Das Gericht wertete es als mildernden Umstand, daß seit dem Unfall im September zum Strafregister des Brüderpaares „im Wesentlichen“ nichts Neues dazu gekommen sei. „Sie haben gezeigt, daß sie sich straffrei verhalten können“, heißt es in der Urteilsbegründung. (FA)