HAMBURG. Um den massiven Andrang von Asylbewerbern zu bewältigen, hat die Stadt Hamburg die Anschaffung von Wohnschiffen beschlossen. „Wir wollen im Winter die Unterbringung in Zelten unbedingt vermeiden“, erläuterte der SPD-Fraktionschef in der Hamburger Bürgerschaft, Andreas Dressel. „Das wäre einer wohlhabenden Stadt wie Hamburg nicht würdig“, sagte er gegenüber der Welt. „An den Schiffen führt kein Weg vorbei.“ Eine Delegation habe bereits Wohnschiffe in den Niederlanden besichtigt.
In der Elbmetropole sollen Asylbewerber 14.000 winterfeste Unterkünfte erhalten. Derzeit fehlen aber noch Quartiere für rund 1.500 Personen. „Wir werden auch diese 1.500 Plätze schaffen, aber ohne Schiffe wird es nicht gehen.“ Standort soll der Harburger Hafen sein, doch protestieren Anwohner. Bereits vor Jahren hatten die Hamburger Erfahrungen mit Asylbewerber-Wohnschiffen wie der „Bibby Altona“ gemacht, welche sich zu Kriminalitätsschwerpunkten entwickelten.
Drastische Maßnahmen angekündigt
Für diese Vorbehalte zeigte Dresse kein Verständnis. „Jetzt ist nicht die Stunde von Bedenkenträgerei, Parteipolitik oder gar Vorwahlkampf“, empörte sich der Sozialdemokrat. Man habe schließlich aus den Erfahrungen mit den Wohnschiffen gelernt. „Diese Fehler werden sich nicht wiederholen.“ Auch Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hat wegen dramatisch angestiegener Asylbewerberzahlen drastische Maßnahmen angekündigt.
So soll unter Anwendung des Polizeirechts neben Wohnschiffen auch die Unterbringung in Schlafsälen, Schulgebäuden oder Hallen durchgesetzt werden. Das entspräche zwar nicht den Standards, „aber wir müssen jetzt handeln“, forderte der Senator. Die SPD-dominierte Bürgerschaft hat bereits einen Antrag eingereicht, die Mittel für Asylbewerber im laufenden Haushalt von derzeit 148 Millionen Euro auf knapp 300 Millionen Euro zu verdoppeln. (FA)