OSNABRÜCK. Am Dienstag hat vor dem Landgericht Osnabrück der Prozeß gegen einen mutmaßlichen somalischen Piraten begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft Salaax M. vor, am 8. Mai 2010 vor der Küste Somalias ein deutsches Schiff entführt und die Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen zu haben.
Er soll als „Investor“ und Mitglied einer Bande somalischer Piraten finanzielle Mittel für die Beschaffung von Waffen, Booten, Personal, Lebensmitteln und Drogen zur Verfügung gestellt haben, teilte das Landgericht mit. Nach Zahlung von fünf Millionen US-Dollar durch die Reederei wurden das Schiff und die Besatzung am 28. Dezember 2010 freigegeben.
Angeklagter stellte Asylantrag in Deutschland
Während der Geiselnahme waren die überwiegend indischen Besatzungsmitglieder grausamer Folter durch die bis zu 70 anwesenden Piraten ausgesetzt, berichtet der NDR. Gegenüber Panorama 3 schilderte eine ehemalige Geisel das Vorgehen der Entführer: „Sie schlugen uns mit Eisenstangen, weil sie dachten, wir hätten ein Handy an Bord versteckt. Einmal banden sie mir Hände und Füße hinter dem Rücken zusammen. Dann schnürten sie mir die Genitalien mit einem Kabelbinder ab. Über Stunden mußte ich so liegen.“
Bei der Untersuchung des Schiffs entdeckten die Ermittler Fingerabdrücke des Angeklagten auf dem Schiff. Dieser behauptet, dort nur als Putzkraft gearbeitet zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, daß Salaax M. eine zentrale Rolle gespielt hat.
Festgenommen wurde der Angeklagte im Mai 2013, nachdem er in München unter falschem Namen einen Asylantrag gestellt hatte. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm eine Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren. (ho)