BERLIN. Jürgen W. Möllemann fühlte sich vor seinem tödlichen Fallschirmsprung verfolgt. Dies geht aus einem Schreiben hervor, aus dem Bild auszugsweise zitiert. Demnach hatte der frühere FDP-Politiker Möllemann den auf den 17. Mai 2003 datierten Brief im April an seinen Parteifreund Wolfgang Kubicki übergeben. Dieser hat ihn bis jetzt geheimgehalten.
Kubicki berichtet: „Er rief mich in Kiel an und bat mich, so schnell wie möglich nach Hamburg zu kommen.“ Bei dem Treffen habe Möllemann einen sichtlich angeschlagenen Eindruck gemacht, so Bild weiter. „Er fühlte sich verfolgt und beobachtet. Er dachte, man wolle ihm ans Leder.“ Die Zeitung zitiert nur drei Sätze aus dem Brief und berichtet vage über den weiteren Inhalt des nach wie vor unveröffentlichten Schriftstückes, in dem es auch um seinen Nachlaß geht.
Möllemann hatte sich ein halbes Jahr vor seinem Fallschirmsprung in Marl mit der FDP-Spitze unter Guido Westerwelle überworfen. Der Grund waren Israel-kritische Aussagen des früheren Vizekanzlers. Der Druck auf ihn stieg, als bekannt wurde, daß er ein Flugblatt privat finanziert hatte.
Die Justiz und seine zahlreichen Gegner in der Partei hatten daraus einen Fall von illegaler Parteienfinanzierung konstruiert. Möllemann verlor infolge der gegen ihn gerichteten Intrige seine Ämter als stellvertretender FDP-Chef und Landesvorsitzender in NRW. Kurz vor seinem Tod trat er aus der FDP aus.
Am 5. Juni 2003 kam er bei einem Fallschirmsprung ums Leben. Die genauen Umstände wurden nie ganz geklärt. (rg)