STUTTGART. Der Asylpfarrer der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart, Werner Baumgarten, hat gefordert kriminelle Traditionen von Zigeunern beim Strafmaß zu berücksichtigen. Zwar sei Diebstahl eine Straftat, dennoch könnten Richter die Geschichte der Zigeuner in ihr Urteil einfließen lassen. „Wir als Mehrheitsgesellschaft sollten diese speziellen Traditionen schon etwas mehr respektieren und nicht gleich kriminalisieren“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten. Diese gelte auch bei Verurteilungen von Zigeunern.
Wer sich in die Kulturgeschichte der Minderheit einarbeite, könne feststellen, daß Bettelei bei den Zigeunern als normaler Beruf gelte. „Da gibt es nicht nur den Schmied oder den Musiker, sondern neben dem Pferdezüchter auch den Pferdedieb.“ Baumgarten, der in Asylfragen Ansprechpartner alle evangelischen Gemeinden in Baden-Württemberg ist, plädierte dafür, Zigeunern den Aufenthalt in Deutschland ein Jahr lang zu erlauben und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen.
Mit dieser könnten sie sich in ihren Heimatländern eine sichere Existenz aufbauen, glaubt Baumgarten. „Die Leute einfach wieder abzuschieben, da bin ich auch mit Blick auf unsere Vergangenheit strikt dagegen.“ Gerade Zigeuner seien auch „alles andere als arbeitsscheu“. (ho)