BERLIN. Der frühere Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin hat SPD-Chef Sigmar Gabriel vorgeworfen, bewußt Lügen über den Inhalt seines Buchs „Deutschland schafft sich ab“ zu verbreiten. Gabriel habe sich in den vergangenen Monaten „wiederholt unwahrhaftig und verleumderisch geäußert“, kritisierte Sarrazin in einem Brief an den SPD-Parteivorstand, den die Welt am Montag veröffentlichte.
Entweder habe Gabriel sein Buch bis heute nicht gelesen und bramarbasiere öffentlich in unverantwortlicher Weise vor sich hin, oder er verbreite bewußt Lügen, um seinen eigenen taktischen Zwecken zu dienen, beklagte Sarrazin. So oder so schade er mit diesem Verhalten dem Ansehen der SPD.
Sarrazin: Gabriel hält sich nicht an Vereinbarung
Der SPD-Chef hatte Sarrazin in einem Interview mit der Welt am Sonntag „Verleumdungen der Muslime“ und „noch schlimmere Vererbungsthesen“ vorgeworfen. Dem hielt der frühere Berliner Finanzsenator entgegen, sein Buch enthalte nachweislich keine einzige verleumderische Aussage zu Muslimen oder zum Islam. Und was die Frage der Vererbbarkeit von Intelligenz betreffe, so reflektiere das Buch lediglich den Stand der Wissenschaft.
Sarrazin erinnerte in dem Brief an das Parteiordnungsverfahren gegen ihn vom April 2011, das mit einer vollständigen Rücknahme aller Vorwürfe gegen seinen Person endete. Gabriel habe ihm noch am Abend der Entscheidung das Angebot zukommen lassen, auf weitere öffentliche Auseinandersetzungen künftig verzichten zu wollen. Er habe sich daran gehalten, unterstrich Sarrazin. Gabriel dagegen nicht. (krk)