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Richtungsstreit: Dolchstoß aus dem eigenen Lager

Richtungsstreit: Dolchstoß aus dem eigenen Lager

Richtungsstreit: Dolchstoß aus dem eigenen Lager

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Richtungsstreit
 

Dolchstoß aus dem eigenen Lager

In der linken Szene ist ein bizarrer Streit darüber entbrannt, wer der 1919 ermordeten Kommunistenführern Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gedenken darf und wer nicht. Eine Schlammschlacht unter Linken.
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Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin (2008): Schlammschlacht im linken Lager Foto: Wikipedia/Alex1011 mit CC-Lizenz https://tinyurl.com/3hth25

Emanzipatorische Linke versus Betonkopf-Kommunisten oder doch nur Judäische Volksfront gegen Volksfront von Judäa? In der linken Szene ist ein bizarrer Streit darüber entbrannt, wer der 1919 ermordeten Kommunistenführern Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gedenken darf und wer nicht. Und vor allem, auf welche Weise. Anlaß ist die alljährliche Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin.

Der Aufzug ist eine der wichtigsten und größten Demonstrationen linker und linksextremer Gruppen in Deutschland. Im Zentrum des für den 13. Januar angemeldeten Protestmarschs steht diesmal der Kampf gegen „imperialistische Kriege und alle aggressiven Bestrebungen der EU und der Nato“. Aufgerufen dazu haben neben Verbänden von Linkspartei und DKP auch zahlreiche Antifa-Gruppen, die „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba“ sowie das „DDR-Kabinett Bochum“, das sich gegen Versuche wehrt, die „Geschichte der DDR zu verdrehen und die erbrachte Lebensleistung der Bürgerinnen und Bürger der DDR in den Schmutz zu ziehen“.

Gegendemonstration stört sich an Stalin und Mao Zedong

Doch Ende November dann der Affront: In einem Aufruf wurde zu einer Gegendemonstration mobilisiert. Bei den Verantwortlichen handelte es sich allerdings nicht um reaktionäre Anti-Kommunisten, sondern um das Bündnis „Rosa & Karl“, einen Zusammenschluß dem unter anderem die Berliner Jusos, die „Sozialistische Jugend – Die Falken“, die DGB-Jugend und die Berliner Linksparteijugend Solid angehören. Ein Dolchstoß aus dem eigenen Lager also.

Inhaltlich unterscheidet sich der Aufruf nur wenig von dem der  ursprünglichen Demonstration: Gegen Sozialabbau und Kapitalismus, Rassismus und Waffenexport. Allerdings stören sich Jusos und Co. am Erscheinungsbild des Umzuges. Unwidersprochen würden dort „Stalin-Banner geführt, Weisheiten des großen Vorsitzenden Mao Zedong zitiert und DDR-Fahnen geschwenkt“. Solche „menschenverachtende Ideologien“ hätten jedoch nichts mit den Ideen von „Rosa und Karl“ zu tun, an die man „als Bündnis emanzipatorischer Jugendverbände und Gruppen“ anknüpfen wolle. „Wir wehren uns gegen jeden Dogmatismus und die Verherrlichung von Verbrechen, begangen von sogenannten Linken und im Namen ‘der guten und wahren Sache’“, so der Aufruf.

„Schlag ins Gesicht von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht“

Die Breitseite verfehlte ihre Wirkung nicht. Es sei „purer Zynismus“, giftete eine Vertreterin der Antifaschistischen Linken Berlin im einstigen FDJ-Blatt Junge Welt, wenn die „Kinder der Mörder von Rosa und Karl das Erinnern an diese Revolutionäre zu instrumentalisieren versuchen“. Die traditionelle Demonstration spalten zu wollen, sei ein „Schlag ins Gesicht des Erbes von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht“, empörte sich der Jugendverband „Rebell“, der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands.

Die Jusos biederten sich damit der SPD-Führung an, um wieder an die Futtertröge der Macht zu gelangen. Scharfe Kritik kam auch aus der Linksjugend Solid. Anders als die Berliner Genossen verurteilte der Hamburger Landesverband den „Pakt mit der Sozialdemokratie“. Es spotte „jeder kritischen Geschichtsauffassung, mit der Jugendorganisation der Mörder Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts auf die Straße zu gehen, um ihnen zu gedenken“.

Vorwurf einer germanisch-mythologischen Sprache

Das wiederum wollten die Angesprochenen nicht auf sich sitzen lassen und warfen den Veranstaltern der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration vor, den Holocaust zu verharmlosen. Diese hatten in ihrem Aufruf geschrieben: „Am 1. September 1939 begann mit dem deutschfaschistischen Überfall auf Polen der II. Weltkrieg und der bis dahin barbarischste Völkermord aller Zeiten. Heute gilt es zu verhindern, daß ein noch grausamerer, die menschliche Zivilisation auslöschender Weltenbrand entsteht. Wir demonstrieren am 13. Januar 2013 gegen imperialistische Kriege und alle aggressiven Bestrebungen der EU und der Nato – darunter besonders die USA und deren willige Helfer.“

Damit, mahnte das Bündnis „Rosa & Karl“, implizierten die Verfasser, EU, Nato und Vereinigte Staaten seien schlimmer als die Nationalsozialisten und im Begriff, etwas zu tun, „das die Shoa in den Schatten“ stellen werde. Darüber hinaus sei „Weltenbrand“ ein germanisch-mythologischer Begriff.

JF 52/12

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