BERLIN. Der Publizist und frühere Grünen-Politiker Oswald Metzger hat in der Diskussion um Thilo Sarrazin vor einer Entfremdung der Politik von den Bürgern gewarnt. „Die Causa Sarrazin zeigt, daß sich die Politik vom Wahrnehmungshorizont der Bürger entfernt“, sagte Metzger der JUNGEN FREIHEIT.
Viele Politiker und Meinungsmacher lebten in einer gutsituierten Parallelgesellschaft. Ihre Kinder besuchten ausländerfreie Schulen und Kindergärten. So abgeschirmt ließe es sich dann im „intellektuellen Elfenbeinturm“ in der „multikulturellen Gesellschaft“ auch gut aushalten.
Wer aber glaube, daß sich die Kritik Sarrazins dadurch aus der Welt schaffen lasse, indem man ihn seiner Funktionen entbinde, werde sich noch wundern, welche Wirkung „politische Märtyrer“ entfalten könnten, warnte Metzger, der mittlerweile der CDU als Vorstandsmitglied der Unions-Mittelstandsvereinigung angehört.
„Stimme des Volkes auf Dauer nicht unterdrücken“
Politiker dürften in einer Demokratie die Stimme des Volkes auf Dauer nicht ausblenden. Gerade bei Themen wie Zuwanderung und Hartz-IV nehme die Mehrheit der Bevölkerung eine andere Position ein als das politische Establishment.
„Während viele politisch korrekte Meinungsbildner mit Empörung auf Sarrazins Fundamentalkritik an der gescheiterten Integrationspolitik reagieren, die SPD-Spitze ihn rausschmeißen möchte und die Staatsspitze – von der Kanzlerin bis zum Bundespräsidenten – die Bundesbank erfolgreich zur Entfernung des Übeltäters aus dem Vorstand aufforderten, ist sich das gemeine Volk einig: ‘Der Mann sagt die Wahrheit und wird dafür abgestraft!’“, sagte Metzger. (krk)