KIEW. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat gefordert, daß sich sein Land aus der ständigen Verteidigung gegen russische Angriffe löst und selbst zum Angriff übergeht. „Dieser Krieg muß beendet werden, wir müssen Druck auf Rußland ausüben“, erklärte er am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache.
Kremlchef Wladimir Putin verstehe „nichts außer Macht und Druck“. Die ukrainische Armee werde weiterhin Land und Volk schützen, doch dafür reiche die reine Defensive nicht mehr aus.
Ähnlich sieht das offenbar US-Präsident Donald Trump. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er, es sei „sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasors anzugreifen“. Die Ukraine verglich er mit einer „großartigen Sportmannschaft, die eine fantastische Verteidigung hat, aber keine Offensive spielen darf“.
Selenskyj lehnt Putins UN-Plan ab
Im Sommer 2024 war eine große Offensive der Ukrainer an den tief gestaffelten russischen Stellungen gescheitert (JF berichtete). Nun meldet die Armeeführung erste Gegenangriffe. In der Region Sumy im Nordosten und bei Pokrowsk im Südosten seien sechs Ortschaften zurückerobert worden, erklärte Armeechef Olexander Syrskyj. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben bislang nicht.
Neben den militärischen Bemühungen setzt Kiew weiterhin auf die Diplomatie. Ziel sei es, Wege zu Verhandlungen und zu einem dauerhaften Frieden offenzuhalten. Europäische Partnerstaaten denken über eine militärische Absicherung nach einem Friedensschluß nach, etwa durch eine eigene Truppenpräsenz. Moskau hingegen fordert, daß allein die Vetomächte des UN-Sicherheitsrats – einschließlich Rußlands – den Frieden garantieren. Da Rußland einen Einsatz jederzeit blockieren könnte, lehnt Kiew dieses Modell kategorisch ab. (rr)