PARIS. Nach Gewaltdrohungen hat die französische Stadt Noisy-le-Sec nahe Paris eine geplante Freiluftvorführung des Hollywoodfilms „Barbie“ abgesagt. Offiziell seien die Motive der Täter unklar. Vertreter des Rassemblement National (RN) werfen Bürgermeister Olivier Sarrabeyrouse von der Kommunistischen Partei Frankreichs jedoch vor, aus politischer Rücksicht islamistische Hintergründe zu verschweigen.
Nach Angaben des Bürgermeisters hätten Jugendliche den städtischen Mitarbeitern beim Aufbau der Leinwand gedroht, die Vorführung zu verhindern und die technische Ausrüstung zu zerstören. Zur Begründung hätten sie erklärt, der Film befürworte Homosexualität und verletze die „Integrität der Frau“.
Islamistische Fundamentalisten und Barbie
Die Situation sei so aggressiv gewesen, daß der Bürgermeister entschied, die Veranstaltung abzusagen. In seiner Mitteilung sprach er von „fadenscheinigen Argumenten“ und „politisch motiviertem Obskurantismus“. Der RN kritisiert diese Wortwahl als bewußt verharmlosend. Auch Politiker der konservativen Republikaner schließen sich an: Senatorin Valérie Boyer warf Sarrabeyrouse vor, sich „religiösen islamistischen Fundamentalisten“ zu unterwerfen, die in manchen Stadtvierteln eine strenge soziale Kontrolle ausübten. Durch sein Schweigen werde ein wachsendes Problem in Frankreichs Banlieues verdeckt.
Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati bezeichnete die Absage als „schwerwiegenden Programm-Eingriff, der Familien und Kinder von einer kulturellen Aktivität ausschließt“ und kündigte rechtliche Schritte an. Die feministische Satire „Barbie“ von Greta Gerwig aus dem Jahr 2023 war ein internationaler Kassenerfolg und erzählt von den Abenteuern der Puppe Barbie (Margot Robbie) und Ken (Ryan Gosling) zwischen der Plastik- und der Realwelt. (rr)