PARIS. In einem Interview mit dem Figaro hat Marion Maréchal, die Spitzenkandidatin der Partei Reconquête (Rückeroberung) für die Europawahlen, Spekulationen über eine mögliche Rückkehr zum Rassemblement National (RN) bestritten. „Wissen Sie, ich bin genau dort, wo ich sein muß, um die Überzeugungen zu verteidigen, die die meinen sind. Wenn ich mich dafür entschieden habe, mich Éric Zemmour und Reconquête anzuschließen, anstatt zum RN zurückzukehren, und wenn ich diese Liste anführe, dann deshalb, weil ich die authentische rechte Partei aufbauen möchte, die unserem Land schmerzlich gefehlt hat“, erklärte die Nichte der langjährigen RN-Vorsitzenden Marine Le Pen.
Diese neue rechte Kraft solle alle Franzosen aufnehmen, die sich im Projekt des RN nicht wiederfinden und die verstanden hätten, daß sie auch den Republikanern (LR) nicht mehr vertrauen können. Diese stünden auf EU-Ebene neben den Sozialisten und den Macronisten in derselben Allianz hinter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU). „Verstehen Sie mich richtig: In Brüssel stimmen LR, Macronisten und Sozialisten gemeinsam über 80 Prozent der Texte ab!“
Maréchal attackiert Wirtschaftsprogramm des Rassemblement
Die Enkelin des Front-National-Parteigründers Jean-Marie Le Pen kritisierte insbesondere das Wirtschaftsprogramm des Rassemblement National. Dies sei viel stärker etatistisch, fiskalisch und interventionistisch als das Reconquête-Programm. „Wenn der RN sich weigert, den Kampf der Kulturen auf unserem Boden anzuerkennen, oder den Islam als mit der Republik vereinbar ansieht, während die islamische Offensive überall zu spüren ist, kann man nicht davon ausgehen, daß unsere unterschiedlichen Analysen zweitrangig sind, auch wenn es um Identitätsfragen geht“, betonte Maréchal.
Parallel dazu zeigte sich die 34jährige Maréchal zuversichtlich, mit ihrer Partei, die derzeit in Umfragen bei 6,5 Prozent steht, ins EU-Parlament einzuziehen: „Ja, und ich glaube sogar, daß wir die große Überraschung der Europawahlen sein werden. Immer mehr Franzosen erkennen, daß wir die einzigen sind, die unsere Identität und die christlichen Wurzeln unserer Zivilisation mit Nachdruck verteidigen und gleichzeitig sehr engagiert sind im Kampf gegen die Sozialhilfe, die Steuerhölle, für eine seriöse Haushaltsführung und eine Staatsreform oder auch für die Infragestellung skandalöser Monopole wie die der linken Gewerkschaften. Wir haben in diesem Wahlkampf auch unsere Stärke im Kampf für unsere Werte gegen die Verharmlosung von Leihmüttern, die Woke-Propaganda an unseren Universitäten oder den Transgender- und LGBT-Aktivismus, der manchmal sogar in die Schulen unserer Kinder eindringt, unter Beweis gestellt.“ (ctw)