BRÜSSEL. Die Zahl der illegalen Grenzverletzungen durch Migranten ist in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 auf 331.600 gestiegen. Dies stellt einen Anstieg um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum dar. Nur 2015 hatte es von Januar bis Oktober mehr irreguläre Einreisen an der EU-Außengrenze gegeben, teilte die europäische Grenzschutzagentur Frontex mit.
Eine Verdopplung der Zahlen gegenüber der Vorjahresperiode verzeichnete die Westafrika-Route. Seit Jahresanfang gab es dort mehr als 27.700 Überquerungen der EU-Außengrenze. Allein im Oktober versuchten rund 13.000 Asylsuchende, über die Kanarischen Inseln nach Europa zu gelangen. Laut Frontex sind es so viele wie seit Beginn der Aufzeichnungen nicht mehr. Die Entwicklung sorgte dafür, daß Guinea und die Elfenbeinküste nach Syrien zahlenmäßig die zweit- und drittstärksten Herkunftsstaaten von Asylbewerbern waren.
Mehr Migranten auf dem Mittelmeer und an der Türkeigrenze
Der wichtigste Weg führte in diesem Jahr über das zentrale Mittelmeer. Rund 143.600 Grenzverletzungen und somit fast die Hälfte aller illegaler Einreiseversuche registrierte der EU-Grenzschutz dort in den ersten zehn Monaten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Zahl damit um 68 Prozent. Dies sei ein Höchststand seit 2016, berichtete Frontex. Zugleich merkte die Grenzschutzagentur an, daß es im Oktober 50 Prozent weniger Übertrittsversuche in die EU gab als im Vormonat.
Einen weiteren Zuwachs verzeichnete die sogenannte Ostmittelmeerroute über die Türkei. Rund 45.100mal erwischten die EU-Grenzschützer dort irreguläre Migranten, fast ein Viertel mehr als in der gleichen Zeit im Vorjahr.
EU-Asylkompromiß soll es richten
Auf allen anderen Routen sind die Zahlen gefallen. Am stärksten betraf die Entwicklung die Balkanroute, dort fiel die Zahl illegaler Einreisen um 22 Prozent. Dennoch blieb die Strecke eine der wichtigsten mit 97.300 Grenzverletzungen. Ebenfalls zurückgegangen war die Häufigkeit der Übertrittsversuche auf der Westmittelmeerroute um die spanische Exklave Ceuta sowie an der EU-Ostgrenze, die in den vergangenen Jahren zum Ziel von Destabilisierungsversuchen seitens Weißrußland geworden war.
Um die illegale Einwanderung in den Griff zu bekommen, hatten die EU-Staaten Anfang Oktober einen Kompromiß in der Asylreform vereinbart. Demnach sollen Asylverfahren bereits an den EU-Außengrenzen durchgeführt werden, jedoch nur bei Personen aus Staaten mit einer Anerkennungsquote von unter 20 Prozent. (kuk)