VALENCE. Eine Woche nach dem Überfall auf eine Feier im südfranzösischen Dorf Crépol verdichten sich die Hinweise auf ein weißenfeindliches Motiv. Insgesamt neun Augenzeugen haben demnach berichtet, die Täter hätten während des Angriffs Feindseligkeiten gegenüber „weißen Menschen“ geäußert, sagte der zuständige Staatsanwalt Laurent de Caigny am vergangenen Samstag. Dennoch wollte sich die Polizei noch nicht auf ein Tatmotiv festlegen, zitiert ihn der Fernsehsender France24.
Insgesamt neun Tatverdächtige wurden vergangenen Dienstag festgenommen. Drei sind minderjährig, die anderen zwischen 19 und 22 Jahre alt. Am Wochenende waren noch sechs Personen in Haft, drei der Verdächtigen durften hingegen unter Auflagen nach Hause.
Tatverdächtige sind teilweise vorbestraft
Auch über den Ablauf des Tatgeschehens ergibt sich mittlerweile ein klareres Bild. Laut vorläufigen Ermittlungen entstand in der Tanzhalle des Dorfes ein Streit, der möglicherweise durch einen Kommentar über die Frisur eines der Tatverdächtigen ausgelöst wurde. Schließlich verlagerte sich die Auseinandersetzung nach draußen, wo bald weitere junge Männer per Auto anreisten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten mehrere Tatverdächtige geplant, nach Spanien zu fliehen, seien aber rechtzeitig aufgegriffen worden. Unter den Festgenommenen befindet sich auch der mutmaßliche Mörder. Der 20jährige besitzt die französische Staatsbürgerschaft und ist bereits zweimal wegen Hehlerei und unerlaubten Waffenbesitzes vorbestraft. Auch mehrere der anderen Tatverdächtigen sind aufgrund von Drogen- und Gewaltdelikten polizeibekannt. Mehrere der Tatverdächtigen sollen nordafrikanischer Herkunft sein, berichtet das Magazin Valeurs Actuelles.
Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes
Die Verdächtigen bestreiten nicht, am fraglichen Abend in Crépol gewesen zu sein, wollen jedoch niemanden attackiert haben. Die Staatsanwaltschaft strebt eine Verurteilung wegen gemeinschaftlichen Mordes und versuchten Mordes an.
Am Freitag erfolgte die Beisetzung des Opfers. Etwa 2.000 Menschen versammelten sich in dem Ort Saint-Donat-sur-l’Herbasse, um des 16jährigen Thomas P. zu gedenken. „Er war ein guter Junge, zurückhaltend, wohlerzogen und hilfsbereit“, sagte sein Großvater zu Beginn der Zeremonie. Die Täter bezeichnete er als eine „Bande von Barbaren“, die die Familie in „unbeschreibliche Trauer“ gestürzt habe. „Ich warte ungeduldig auf das Urteil der Gerechtigkeit, aber es wird mir meinen Thomas nicht wiedergeben“, betonte der Verwandte nach Berichten des Fernsehsenders Europe1.
Am Samstag demonstrierten etwa 100 Anhänger identitärer Gruppen in Romans-sur-Isère, der Stadt, in der das Todesopfer von Crépol zur Schule ging. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und bislang unidentifizierten Angreifern.
Une centaine de manifestants dans le centre-ville de #Laval en hommage à #Thomas ce jeune de 16 ans tué à Crépol (Drôme). „Français réveille-toi tu es ici chez toi“ crient les participants. Le responsable du #RN Jean-Michel Cadenas est présent à cette marche #Mayenne pic.twitter.com/hpjDiqLKCa
— France Bleu Mayenne (@bleumayenne) November 26, 2023
Von Unbekannten zusammengeschlagen
Ein Demonstrant sei dabei von Unbekannten aus seinem Auto gezogen und zusammengeschlagen worden, berichten französische Medien. Er mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sein Auto wurde offenbar in Brand gesetzt.
Der Präfekt der Region, Thierry Devimeux, verurteilte die Gewalt scharf. „Man kann Gewalt nicht mit Gewalt beantworten“, sagte der Politiker am Sonntag. (lb)