LONDON. Der britische Premierminister Boris Johnson tritt als Parteichef der Torys zurück. Wie britische Medien berichten, wird er im Herbst auch die Amtsgeschäfte als Premierminister abgeben. Am Mittwochabend hatte Johnson den Schritt noch ausgeschlossen und vor einer drohenden Wahlniederlage der Torys gewarnt.
Er sei „sehr traurig, den besten Job der Welt“ aufgeben zu müssen, sagte Johnson am Donnerstag während einer Rede vor seinem Amtssitz in Downing Street 10. Dabei zeigte er sich überzeugt, die Zukunft Großbritanniens sei „golden“.
Großbritannien befindet sich in einer schweren Regierungskrise. Mehrere Minister und Staatssekretäre waren in den vergangenen Tagen aus Protest gegen Johnson zurückgetreten, darunter Gesundheitsminister Sajid Javid und Schatzkanzler Rishi Sunak.
Affäre um sexuelle Belästigung stürzt Johnson
Anlaß für die Rücktrittswelle ist die Affäre um den Tory-Abgeordneten Chris Pincher. Obwohl Johnson Vorwürfe gegen Pincher wegen sexueller Belästigung bekannt waren, habe er diesen im Februar zum stellvertretenden Parlamentarischen Geschäftsführer (Chief Whip) gemacht, werfen ihm parteiinterne Kritiker vor.
Johnson ist seit Juli 2019 britischer Premierminister. Davor war er Außenminister im Kabinett seiner Amtsvorgängerin Theresa May. Von ihr übernahm er im gleichen Monat auch den Parteivorsitz. Unter seiner Ägide verließ das britische Königreich die Europäische Union. (JF)