HERZOGENAURACH. Beim kommenden Länderspiel gegen Ungarn in Budapest wird die deutsche Fußballnationalmannschaft auf den Kniefall vor dem Anpfiff verzichten. „Die Überlegungen gab es noch nicht“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Donnerstag während einer Pressekonferenz. Mit Blick auf das vergangene Spiel gegen die Engländer, als beide Mannschaften gegen Rassismus gekniet hatten, betonte Bierhoff: „Wir wollten die Aktion der Engländer unterstützen, aber für Ungarn ist jetzt nichts geplant.“
Als die englische Mannschaft vor einer Woche in Budapest spielte, ernteten die Spieler für ihre Geste Pfiffe von den Rängen. Dort saßen überwiegend Kinder. Denn der Fußballweltverband Fifa und sein europäisches Gegenstück Uefa hatten das osteuropäische Land wegen vermeintlich rassistischer und homophober Gesänge der Fans mit Geisterspielen belegt. Ungarn berief sich dabei auf Artikel 73 der Disziplinarordnung, wonach das Besuchsverbot bei Geisterspielen nicht für Kinder unter 14 Jahren in Begleitung von Schulen oder Fußballschulen gilt.
Eklat im vergangenen Jahr
Als die ungarische und deutsche Mannschaft im vergangenen Jahr während der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in München aufeinandertrafen, hatte es im Vorfeld Wirbel wegen der Haltung der ungarischen Regierung zur Homosexualität gegeben. Ministerpräsident Viktor Orbán hatte ein Gesetz erlassen, das Kinder vor Frühsexualisierung schützen sollte.
Als Reaktion darauf verteilten damals Helfer Regenbogenflaggen vor dem Stadion in München. Ein Flitzer zeigte zudem während des Abspielens der ungarischen Nationalhymne den Spielern eine solche Flagge. Während der Partie quittierten die ungarischen Schlachtenbummler dies mit „Deutschland, Deutschland, homosexuell“-Sprechchören. (ag)