TALLINN. Estland hat damit begonnen, Sowjetdenkmäler auf seinem Staatsgebiet zu entfernen. „Als Symbole von Repressionen und der sowjetischen Besatzung sind sie zu einer Quelle zunehmender sozialer Spannungen geworden – in diesen Zeiten müssen wir die Gefahr für die öffentliche Ordnung so gering wie möglich halten“, erläuterte die estnische Regierungschefin Kaja Kallas laut der Nachrichtenagentur dpa die Entscheidung.
So wurde unter anderem ein Monument in der Stadt Narva demontiert. Ein T-34-Panzer, der Bestandteil des Denkmals war, wurde in das Kriegsmuseum gebracht. Sein Geschützlauf zeigte in seiner ursprünglichen Positionierung symbolisch nach Westen. Außerdem verschwanden sechs weitere Monumente aus der sowjetischen Besatzungszeit aus dem Stadtbild der drittgrößten Stadt des Landes.
Sowjets annektierten Estland 1940
Nach dem Angriff Rußlands auf die Ukraine war in Estland eine Debatte um den Umgang mit den Denkmälern entbrannt. Die Bevölkerung Narvas besteht zu 90 Prozent aus ethnischen Russen, in ganz Estland zu rund 25 Prozent. Bis 1991 war Estland Teil der Sowjetunion.
Estonia today removed an infamous Soviet monument honoring the Red Army.
Russians rallied around it in recent weeks, protesting the plans to remove it.
The T-34 tank was located in Narva and had its barrel symbolically pointing west.
Estonia had enough. pic.twitter.com/ATSDG6q92U
— Visegrád 24 (@visegrad24) August 16, 2022
Narva war im Zweiten Weltkrieg schwer umkämpft. 1940 zunächst von der Sowjetunion im Verlauf der Annexion Estlands besetzt, eroberten es deutsche Truppen später und hielten die Stadt bis 1944. Dann wurde das baltische Land wieder Teil der Sowjetunion.
Auch in Deutschland gab es zuletzt ebenfalls Anregungen, Sowjetdenkmäler wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine zu entfernen. Doch eine entsprechende Forderung der Berliner CDU stieß bei Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) auf Ablehnung. Sie verwies auf die Erinnerung an die Sowjetsoldaten, die im „Kampf gegen das Nazi-Regime“ gestorben seien. (ag)