ATHEN. Griechenland hat aus Sorge vor afghanischen Migranten in den vergangenen Tagen einen rund 40 Kilometer langen Grenzzaun zur Türkei fertiggestellt. Die Regierung in Athen wolle verhindern, daß sich die Ereignisse aus dem vergangenen Jahr wiederholen, als Tausende Migranten versucht hatten, die griechische Grenze bei Evros zu stürmen, berichtet das Nachrichtenportal Greek-Reporter.
„Die Krise in Afghanistan schafft neue Parameter in der Geopolitik und verursacht gleichzeitig die Möglichkeit von Migrationsströmen“, sagte demnach der zuständige Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrisochoidis, bei einem Besuch der Region Evros. Griechenland sei zwar EU-Mitglied und unterstütze die Menschenrechte, „aber wir können nicht apathisch auf die möglichen Folgen warten“.
„Es ist unsere Entscheidung, unsere Grenzen zu verteidigen und zu sichern“
Athen werde nicht zulassen, daß Migranten als Druckmittel gegen Griechenland eingesetzt werden. „Es ist unsere Entscheidung, unsere Grenzen zu verteidigen und zu sichern“, ergänzte der Minister. „Unsere Grenzen werden sicher und unverletzlich bleiben.“
Neben einem fünf Meter hohen Zaun gehörten auch ein elektronisches Überwachungssystem sowie acht Beobachtungstürme zu der neuen Grenzanlage. Die Kosten beliefen sich den Angaben zufolge auf rund 63 Millionen Euro.
Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan habe in einem Telefongespräch betont, daß ein starker Anstieg afghanischer Migranten „eine ernsthafte Herausforderung für alle“ darstellen könnte. „Eine neue Migrationswelle ist unvermeidlich, wenn in Afghanistan und im Iran nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden.“
Türkei will weitere Grenzmauer zum Iran errichten
Die Türkei plant den Ausbau von Grenzanlagen zum Iran. Bis Ende des Jahres wollen die Behörden eine weitere rund 64 Kilometer lange Grenzmauer errichten, die Migranten auf dem Weg nach Westen aufhalten solle, berichtet die britische Zeitung The Guardian.
Die Maßnahme habe bereits 2017 begonnen, sei nun aber durch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan forciert worden. Neben der Grenzmauer solle es Gräben, Stacheldraht und Sicherheitspatrouillen 24 Stunden am Tag geben. „Wir wollen der ganzen Welt zeigen, daß unsere Grenzen unüberwindbar sind“, sagte der Gouverneur der östlichen Grenzprovinz Van, Mehmet Emin Bilmez, am Wochenende der Nachrichtenagentur Reuters. „Unsere größte Hoffnung ist, daß es keine Migrationswelle aus Afghanistan gibt.“ (ls)