WOLFSBURG. Die Entwicklungshelferin Sybille Schnehage hat vor einer Migratisonswelle von mehreren Millionen Afghanen nach Europa gewarnt. „Man kann davon ausgehen, daß sich in absehbarer Zeit bis zu drei Millionen Afghanen auf den Weg nach Europa machen“, sagte sie dem WDR angesichts der weiter vorrückenden Taliban in dem Land.
Schnehage, die das humanitäre Hilfsprojekt Katachel für Afghanistan gründete, äußerte, Afghanen wollten lieber nach Deutschland kommen, als beispielsweise in das ebenfalls islamische Saudi-Arabien. Wenn es nicht gelinge, die afghanische Bevölkerung vor Ort zu unterstützen, seien die Folgen für Europa absehbar.
Taliban erobern weitere Regionen in Afghanistan
Unterdessen eroberten die Taliban am Sonntag die Provinzhauptstadt Kundus im Nordosten des Landes, meldete die Nachrichtenagentur dpa. Zuvor sei die Stadt von den Angreifern belagert worden und dann nach zwei Tagen schwerer Gefechte gefallen. Die Bundeswehr hatte nahe der Stadt jahrelang ein großes Feldlager.
In den vergangenen Tagen nahmen die Taliban weitere Provinzhauptstädte im Norden des Landes ein. Derzeit kontrollierten sie mehr als die Hälfte der rund 400 Bezirke des Land und mehrere Grenzübergänge.
Die US-Militärmission in Afghanistan endet offiziell am 31. August. Der Abzug ihrer Truppen sei bereits zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Bereits Ende Juni verließen die letzten deutschen Soldaten das Land. Damit endete ihr Einsatz vor Ort nach knapp 20 Jahren. (ag)