ROM. Erneut wartet ein Flüchtlingshilfsschiff vor der italienischen Insel Lampedusa auf die Anlandeerlaubnis für einen europäischen Hafen. Die Open Arms hatte vor rund einer Woche 121 Einwanderer im Mittelmeer aufgenommen. Die Einsatzleiterin der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms, Anabel Montes Mier, sagte in einer Videobotschaft, je mehr Zeit vergehe, desto schwieriger werde es, den Personen an Bord zu erklären, warum sie nicht an Land gehen könnten.
„Der siebte Tag ohne einen Hafen. An Bord, aufgelöste Männer, Frauen und Kinder, traumatisiert von Gewalt und Mißbrauch. Die europäischen Staaten? Sie zeigen ihren Mut, indem sie sich abwenden. Ist noch jemand übrig, um die Rechte und das Leben zu verteidigen? Es braucht dringend einen sicheren Hafen“, teilte Open Arms auf Twitter mit.
Settimo giorno senza un porto.
A bordo, uomini, donne e bambini fragili, traumatizzati da violenze e abusi. Gli stati europei? Dimostrano il loro coraggio voltandosi dall’altra parte. È rimasto ancora qualcuno a difendere i diritti e la vita?
Serve subito un porto sicuro.#Europa pic.twitter.com/KVZh6Q0PFj— Open Arms IT (@openarms_it) August 8, 2019
Aus dem italienischen Innenministerium verlautete laut italienischen Medien, das Schiff befinde sich in internationalen Gewässern in der Sar-Zone Maltas. Die Position der italienischen Regierung ändere sich auch angesichts des Appells der Nichtregierungsorganisation nicht.
Erst am Montag abend hatte die zweite italienische Parlamentskammer ein Gesetz beschlossen, das deutliche härtere Strafen gegen Flüchtlingshilfsorganisationen vorsieht.
Malta verweigert Flüchtlingsschiff Tankstopp
Ein zweites Schiff, die Ocean Viking, ist unterdessen auf dem Weg in Richtung libyscher Küste. Zuvor hatte es vergeblich versucht, einen Hafen in Malta anzusteuern, um zu tanken. „Wir haben Wasser, Treibstoff, Menschen warten darauf, gerettet zu werden, wir machen weiter“, teilte Einsatzleiter Nicholas Romaniuk laut der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag mit.
Das Schiff der Organisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen habe demnach Treibstoff für zehn bis zwölf Tage an Bord. Das 69 Meter lange Schiff war am Sonntag in Marseille in See gestochen. Den Angaben nach hatte die Crew sich mit den maltesischen Behörden verständigt, das Schiff in Malta auftanken zu dürfen. Die Behörden hätten die Erlaubnis jedoch zwei Stunden vor dem geplanten Tankstopp zurückgezogen.
Es soll sich um das erste Mal handeln, daß ein Flüchtlingshilfsschiff nicht in Malta tanken darf. Für die Ocean Viking ist es der erste Einsatz im Mittelmeer. Die beiden Organisationen hatten zuvor die Arbeit mit dem Schiff Aquarius eingestellt, nachdem es zu einem tagelangen Konflikt mit Italien gekommen war. Nach eigenen Angaben nahmen die Flüchtlingshelfer zwischen 2016 und 2018 rund 30.000 Einwanderer auf und brachten sie nach Europa. (ls)