ROM. Italiens Innenminister Matteo Salvini (Lega) hat angekündigt, die in Italien lebenden Sinti und Roma zu zählen und wenn möglich ausweisen zu lassen. „Ich bereite im Ministerium ein Dossier zur Roma-Frage vor“, sagte Salvini am Montag dem Fernsehsender Telelombardia. „Ich möchte Aufklärung haben, um zu sehen wer, wie und wie viele.“ Dafür müsse man das tun, „was früher Zählung genannt wurde“.
Überdies plane Salvini, die sich illegal in Italien aufhaltenden Zigeuner auszuweisen. „Leider müssen wir die italienischen Sinti und Roma zu Hause behalten.“ Auf die Nachfrage des Moderators ergänzte er: „Es ist nicht unsere Absicht, jemanden in Register einzutragen oder Fingerabdrücke zu nehmen, unser Ziel ist es, eine Übersicht über die Situation der Roma-Camps zu erhalten.“
Kritik an geplanten Maßnahmen
Salvinis Aussagen riefen empörte Reaktionen hervor. Der Partito Democratico kritisierte die geplanten Maßnahmen als „ethnische Säuberungen“. Die Union der jüdischen Gemeinden in Italien teilte mit: „Die Ankündigung einer Volkszählung der Roma in Italien beunruhigt und weckt Erinnerungen an rassistische Gesetze und Maßnahmen von vor nicht mal 80 Jahren, die traurigerweise immer mehr vergessen werden.“ Der Präsident der Associazione 21 Luglio, eine Organisation, die sich für die Rechte von Zigeunern einsetzt, wies darauf hin, „daß in Italien eine Zählung auf Basis einer Ethnie nicht erlaubt ist“.
Salvini reagierte mit einem kurzen Twitter-Eintrag auf die Kritik. Er verlinkte einen Artikel der Tageszeitung La Repubblica, die von einem „Schock“ schrieb und kommentierte: „Jemand spricht von einem ‘Schock’? Warum? Ich denke auch an diese armen Kinder, die zu Diebstahl und Illegalität erzogen werden.“
Laut der Tageszeitung Corriere della Sera leben in Italien mindestens 120.000 Zigeuner. Rund 43 Prozent davon besitzen die italienische Staatsbürgerschaft. (ls)