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Pressekonferenz: Puigdemonts letzter Akt in Deutschland

Pressekonferenz: Puigdemonts letzter Akt in Deutschland

Pressekonferenz: Puigdemonts letzter Akt in Deutschland

Puigdemont
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Der ehemalige katalanische Präsident Carles Puigdemont beantwortete am Mittwoch Journalistenfragen im Gebäude der Bundespressekonferenz in Berlin Foto: JF
Pressekonferenz
 

Puigdemonts letzter Akt in Deutschland

Nach der Rücknahme des Europäischen Haftbefehls durch Spanien ist der ehemalige katalanische Präsident, Carles Puigdemont, ein freier Mann. Bei seiner vorerst letzten Pressekonferenz auf deutschem Boden, gab er sich entschlossen. Seinen Glauben an ein unabhängiges Katalonien hat der 55jährige nicht verloren.
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Was für ein Kontrast! Seine erste Pressekonferenz auf deutschem Boden gab der ehemalige katalanische Präsident Carles Puigdemont noch in einem Kiezzentrum am Kottbuser Tor. Anfang April mischten sich damals Journalisten und Sympathisanten in einem kleinen Raum, der kaum genug Platz zum Atmen ließ.

Jetzt ein völlig anderes Bild. Im Saal der Bundespressekonferenz, unweit vom Reichstag, standen Puigdemont und seine Anwälte am Mittwoch der Hauptstadtpresse Rede und Antwort – wenige Tage nachdem Spanien den Europäischen Haftbefehl gegen ihn zurückgezogen hatte. Während seine Unterstützer diesmal draußen warten mußten, diktierte Puigdemont drinnen der schreibenden Zunft seine nächsten Schritte in die Blöcke.

Russische Verwicklungen sind „Fake News“

Am Samstag werde er mit seiner Familie nach Belgien zurückkehren und aus dem dortigen Exil den Kampf für ein unabhängiges Katalonien weiterführen. Für das Land, dessen Behörden ihn am 25. März – also auf den Tag genau vor vier Monaten – bei seiner Einreise festnahmen und zwischenzeitlich inhaftierten, hatte der 55jährige, der auch diesmal mit gelber Schleife am Anzug erschien, nur warme Worte übrig. „Ich danke den Deutschen, die mich mit großem Respekt und großer Herzlichkeit aufgenommen haben.“

Seine Zukunft sieht der ehemalige Bürgermeister von Girona nicht so trostlos wie sie auf den ersten Blick für Außenstehende wirken mag. „Der Regierungswechsel in Spanien hat eine große Veränderung in Bezug auf das Klima und die Sprache gebracht“. Auf die Frage einer Journalistin, ob er glaube, in den nächsten 20 Jahren nach Spanien zurückkehren zu können, antwortete er mit einem Lächeln: „Nicht nach Spanien, aber nach Katalonien.“

Andeutungen von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, wonach Rußland hinter der Finanzierung der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung stecke, wies Puigdemont kurz und knapp zurück: „Fake News“. Es handele sich hierbei um ein Gerücht, hinter dem die rechtsradikale spanische Partei Vox stecke.

„Werden weiterhin gegen faschistoide Angriffe kämpfen“

Einen Beitritt zur Europäischen Union nach der möglichen Unabhängigkeit hält Puigdemont für realistisch. „Man kann nicht die innere Erweiterung der EU durch kleine Staaten verbieten, wenn gleichzeitig kleine neue Staaten von außen dazukommen“, sagte er mit Blick auf die Beitrittsgespräche der EU mit Albanien und Mazedonien. Auch verwies er darauf, daß Katalonien mehr Einwohner habe als das EU-Mitglied Dänemark.

Scharf ins Gericht ging Puigdemont – wie schon im April – hingegen mit dem spanischen Staat. „Wie kommt es, daß sich Spanien mit ETA-Terroristen trifft, um zu verhandeln, aber nicht mit uns, die wir unsere Ziele friedlich und demokratisch verfolgen.“

Immer wiederkehrende Angriffe nationalistischer Spanier auf katalanische Unabhängigkeitsbefürworter, die durch eine gelbe Schleife am Revers erkennbar sind, seien inakzeptabel. „Wir werden weiterhin gegen diese faschistoiden Angriffe kämpfen“, zeigte er sich entschlossen. Dem spanischen Nationalismus attestierte er einen „fast religiösen Anspruch“, der nicht mehr zeitgemäß sei.

Alle EU-Länder, außer Frankreich

Nach der Rücknahme des Europäische Haftbefehls steht es Puigdemont nun frei, in jeden Mitgliedsstaat der Europäischen Union zu reisen. Von Besuchen in Frankreich haben ihm seine Anwälte dennoch abgeraten. Zu groß sei die Gefahr, daß Paris mit den spanischen Behörden kooperieren könnte.

Sein Anwalt Wolfgang Schomburg, früherer Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag, hält aber sogar eine Rückkehr nach Spanien für den Prozeß gegen Puigdemonts Mitstreiter, die wegen Rebellion angeklagt sind, für möglich. Er könnte dort als Zeuge aussagen. Voraussetzung, so Schomburg, sei aber eine Schutzzusage der spanischen Regierung.

Trotz der gelösten Stimmung, gibt sich Puigdemont ob der internationalen Unterstützung für die Sache Kataloniens keinen Illusionen hin. „Wie viele Staaten unterstützen Sie?“ wird er gefragt. „Keine“, seine ehrliche Antwort. Allerdings habe es quer durch alle Länder Europas enorme Sympathiekundgebungen für die katalanische Selbstbestimmung gegeben.

Seine Unterstützer jubeln ihm zu

Er verwies auf das Referendum am 1. Oktober, als die spanische Polizei in Katalonien friedliche Wähler teilweise gewaltsam an der Stimmabgabe hinderte. „Ein europäischer Bürger, der die Bilder vom 1. Oktober gesehen hat, wird sich immer mit denen solidarisieren, die die Urnen schützen, nicht mit denen, die sie wegtragen.“

Das Haus der Bundespressekonferenz verließ der Privatmann Puigdemont an diesem Tag unter dem Jubel seiner Anhänger. „President, President“, feierten sie ihn, als er das Gebäude verließ. Viele versuchten, ein Selfie mit ihrem Idol zu ergattern. Für Puigdemont ist es das Ende eines viermonatigen Zwangsaufenthalts in Deutschland. Und seine vorerst letzte Pressekonferenz auf deutschem Boden.

Der ehemalige katalanische Präsident Carles Puigdemont beantwortete am Mittwoch Journalistenfragen im Gebäude der Bundespressekonferenz in Berlin Foto: JF
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