ROM. Ein italienischer Staatsanwalt hat Flüchtlingsorganisationen Zusammenarbeit mit Schleppern im Mittelmeer vorgeworfen. Besonders deutsche Gruppierungen stehen dabei im Visier der Ermittler. „Wir haben Beweise dafür, daß es direkte Kontakte zwischen einigen Nichtregierungsorganisationen und Schleppern in Libyen gibt“, sagte Staatsanwalt Carmelo Zuccaro der Tageszeitung La Stampa.
Man habe Telefonanrufe aus Libyen bei bestimmten Nichtregierungsorganisationen registriert. Zudem würden Migranten durch Lichtsignale in Richtung der Schiffe der jeweiligen Organisationen gelenkt. Transponder zur Ortung der Schiffe würden dann ausgeschaltet. Weiter gebe es Ermittlungen, ob gewisse linke Nichtregierungsorganisationen sogar von libyschen Schlepperbanden finanziert würden.
Deutsche Organisation weist Vorwürfe zurück
Die Vorwürfe betreffen nicht die größeren, sondern richten sich gegen kleinere, meist deutsche Organisationen, bestätigte Zuccaro. Eine der in den Fokus geratenen Organisationen, Jugend Rettet e.V., hat diese auf Facebook als „blanken Zynismus“ zurückgewiesen und auf das Transparenzsiegel verwiesen, das sie als Verein erhalten hätten.
„Unsere Crew hat in unermüdlichem Einsatz versucht, die Notsituation vor Ort zu entschärfen – eine Situation, die der europäischen Abschottungspolitik geschuldet ist.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte die Europäische Grenzschutzagentur Frontex ähnliche Anschuldigungen erhoben. Unter anderem, daß freiwillige Helfer einen „Taxidienst“ zwischen Libyen und Italien eingerichtet hätten. (tb)