UPPSALA. In Schweden sollen protestantische Geistliche ab dem kommenden Jahr teilweise geschlechtsneutrale Begriffe verwenden, wenn sie von Gott sprechen. Den Beschluß fällte eine 251-köpfige Entscheidungskommission der evangelisch-lutherischen Kirche am Ende eines achttägigen Treffens in Uppsala, berichtete das schwedische Nachrichtenportal The Local.
Die Anweisung sei Teil einer groß angelegten Überarbeitung eines 31 Jahre alten Handbuchs für die Gestaltung von Gottesdiensten. Das Kirchenhandbuch gibt nicht nur die Sprache der Predigten vor, sondern auch den Ablauf der Gottesdienste. Statt „Er“ soll künftig die geschlechtsneutralere Bezeichnung „Gott“ genutzt werden. Ausgenommen davon ist das Vaterunser, bei dem weiterhin „Vater“ gesagt werden darf.
Schwedische Kirche spricht von Falschbehauptungen
Die Regelung soll ab Pfingsten in Kraft treten. Antje Jackélen, Erzbischöfin der 6,1 Millionen Mitglieder umfassenden evangelischen Kirche, sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT News Agency, daß bereits seit 1986 über eine inklusivere Sprachregelung diskutiert wurde. „Theologisch betrachtet wissen wir, daß Gott mit unseren Geschlechterbestimmungen nicht zu erfassen ist. Gott ist kein Mensch.“
Gleichzeitig widersprach die Kirche den Berichten einer Zwangsumbenennung. „Jeder, der Gott Herr nennen möchte, kann sich beruhigen. Es ist immer noch an vielen Stellen im neuen Handbuch. Wir haben lediglich ‚Er‘ durch ‚Gott‘ ersetzt, das ist alles“, sagte die Vorsitzende des Gottesdienst-Komitees, Pedersen Videke, The Local. Dennoch ermutige die Kirche ihre Geistlichen zu einer „inklusiveren“ Ausdrucksweise.
Das Kirchengremium hätte sich außerdem darauf geeinigt, künftig die weibliche grammatische Form des Heiligen Geistes zu verwenden, was mit der hebräischen Bibel übereinstimme und auch mit der schwedischen Übersetzung aus dem Jahre 2000. (ha)