KIEW. Ein im Internet veröffentlichter Telefonmittschnitt hat die Diskussion um die Scharfschützen vom Maidan in Kiew weiter angeheizt. In einem abgehörten Gespräch mit der außenpolitischen Vertreterin der Europäischen Union, Catherine Ashton, hatte Estlands Außenminister Urmas Paet angedeutet, die jetzige ukrainische Regierung könne etwas mit den erschossenen Demonstranten zu tun haben.
Paet erwähnt in dem Gespräch den Verdacht einer ukrainischen Ärztin, die Schüsse auf Demonstranten und Sicherheitskräfte seien von denselben Schützen abgegeben worden. Es gebe immer mehr Hinweise, daß nicht der gestürzte Präsident Wiktor Janukowitsch hinter dem tödlichen Einsatz stehe, „sondern jemand von der neuen Koalition“, sagte Paet. Offenbar wolle diese den Hintergrund nicht aufklären. Dies sei sehr „beunruhigend“.
Aktivistin distanziert sich von Äußerungen
Der Telefonmitschnitt wurde Ende Februar im Internet veröffentlicht. In russischen Medien wurde daraufhin behauptet, die Europäische Union hätte Beweise, daß ein und derselbe Schütze auf Polizisten und Aktivisten geschossen hätte. Paet wies die Interpretation zurück, er habe die jetzige Regierung beschuldigt. Allerdings bestätigte er die Echtheit der Aufnahme. „Es ist äußerst bedauerlich, daß Telefonate abgehört werden.“
Auch die Ärztin, mit der Paet gesprochen hatte, distanzierte sich mittlerweile von den Äußerungen. Sie habe lediglich getötete Demonstranten untersucht, aber keinen der erschossenen Polizisten. Im Telefonat hieß es noch, die Behauptungen könnten durch Fotos belegt werden. (FA)
> Der Mittschnitt auf der Videoplattform Youtube (ab der achten Minute)