Zu den „Gewinnern“ des Skandals, der durch die von der Bild-Zeitung veröffentlichten Bilder ausgelöst wurde, auf denen Bundeswehrsoldaten sich in geschmacklosen Posen mit gefundenen Totenschädeln hatten ablichten lassen, gehört eine Organisation, die als Relikt des Kalten Krieges gelten kann: das „Darmstädter Signal“ (DS). Die kleine Gruppe ehemaliger und aktiver Soldaten nutzt die Gunst der Stunde, um wieder einmal auf sich aufmerksam zu machen. Das „Darmstädter Signal“ ist ein Arbeitskreis bestehend aus etwa 100 ehemaligen und aktiven Offizieren und Unteroffizieren der Bundeswehr und betrachtet sich als ihr „kritisches Sprachrohr“. Angeschlossen ist ihm ein Förderkreis mit rund 200 Mitgliedern. Darunter auch der Freiburger Militärhistoriker und Universitätsprofessor Wolfram Wette, Autor zahlreicher Bücher über den deutschen Militarismus, Wehrmachtsverbrechen und couragierte Deserteure. Gegründet wurde das DS im September 1983 von 20 Mitgliedern der Bundeswehr. Man sprach sich gegen die damals anstehende Nachrüstung von Atomraketen in Europa aus und forderte eine „kleinere und nichtangriffsfähige Bundeswehr“. Zwar hat sich die sicherheitspolitische Lage seit 1983 grundlegend geändert, nicht aber die Forderungen des DS. So finden sich auf dessen Internetseite folgende aktuellen Ziele und Forderungen: „Stufenweise Verringerung der Streitkräfte auf ca. 120.000 SoldatInnen und Abschaffung der Wehrpflicht, demokratische Traditionspflege, Maßnahmen gegen Rechtsradikalismus, offene Diskussion ethischer Fragen des Soldatenseins“. Rechtsextremismus stellt eines der Lieblingsthemen des DS dar. Bietet es doch ausreichende Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren. Deswegen verkündete die Arbeitsgemeinschaft bereits 1998: „Durch die Flure und Räume der Kasernen muß ein solcher demokratischer Sturm blasen, daß sich brauner Mief gar nicht erst entfalten kann!“ Viel Vertrauen in die Demokratiefähigkeit ihrer übrigen Kameraden scheinen die Mitglieder des DS allerdings nicht zu haben. Anders läßt sich folgendes Zitat wohl nicht erklären: „Die meisten Zeit- und Berufssoldaten der Bundeswehr haben eine besondere Neigung zu hierarchischen Führungsstrukturen. Ihnen gefällt das Prinzip von Befehl und Gehorsam mehr als demokratische Entscheidungsfindung.“ „Guernika- statt Mölderskaserne“ Auch begrüßte das DS 2003 die Entlassung des ehemaligen KSK-Kommandeurs Brigadegeneral Reinhard Günzel. Allerdings waren nach ihrer Meinung seine „abstrus-unerträglichen Meinungen“ kein Einzelfall, sondern nur ein „Glied einer Kette von undemokratischen Entgleisungen von hohen Offizieren seit Bestehen der Bundeswehr“. Ebenso willkommen war dem DS der Erlaß zur Umbenennung von Kasernen und Einheiten der Bundeswehr. Die aktiven und ehemaligen „Soldaten“ des DS unterstützten die Tilgung des Namen Mölders mit folgenden Worten: „Mag sein, daß Werner Mölders ein Vorbild für die Wehrmachtssoldaten war, die die Überfälle auf unsere Nachbarländer für richtig hielten oder sich darüber keine Gedanken machten, für Soldaten der Bundeswehr, Staatsbürger in Uniform, kann Mölders kein Vorbild sein“. Und als ob das des Unfugs noch nicht genug wäre, hatte man auch schon einen neuen Namen für die ehemalige Mölderskaserne in Visselhövede parat: „Guernika-Kaserne“. Genauso merkwürdig sind nun die Forderungen des DS anläßlich des aktuellen Bundeswehrskandals in Afghanistan, der, wie sie betonen, kein Einzelfall sei. Deswegen schlägt das ds bei der Einstellung von Zeit- und Berufssoldaten nun den Einsatz von Psychologen vor. Damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, möchte das DS aber auch die Ausbildung der Soldaten verändern. Dafür wurde ein Sechs-Punkte-Plan entwickelt. Unter Punkt vier heißt es dort: „Die Führerausbildung für Unteroffiziere und Offiziere ist zu verfeinern und auf die Problemfelder auszuweiten. (Nächstenliebe kommt als Erziehungsziel nicht vor!)“ Folgt man dem DS, sind die Zeiten von Tapferkeit, Disziplin und Gehorsam vorbei. Von nun an lautet die Primärtugend des deutschen Soldaten Nächstenliebe. Eine Erklärung, wie so etwas in Kampfeinsätzen funktionieren soll, bleibt das Darmstädter Signal allerdings schuldig. Weitere Informationen im Internet unter www.darmstaedter-signal.de